Sonntag, 13. November 2011

DAS BUCH IST PER SOFORT IM BUCHHANDEL ZU HABEN:
THOMAS BRÄNDLE & DOMINIK RIEDO: ÜBER GELD SCHREIBT MAN DOCH! EINE ANTHOLOGIE
ZYTGLOGGE VERLAG 2011
ISBN 978-3-7296-0832-0

Dienstag, 18. Oktober 2011

Alles zu Gold zu Hanf

Bei Midas wird alles zu Gold. Bei einem anderen Dichter Gold zu Hanf. Wann kommt bei uns Stufe zwei? Aber ist nicht Hanf auch etwas wert?

Hansjörg Bollhalder

Freitag, 14. Oktober 2011

Der springende Punkt


Eigentlich ist die aktuelle ökonomische Situation schnell erklärt:

2% besitzen 50% des Volksvermögens. Dieses wird nur in Arbeitsplatz schaffenden Investitionen gehalten, wenn es sich dabei exponentiell vermehrt. Bei 2% Rendite netto verdoppelt sich das Vermögen alle 35 Jahren. Spätestens dann sind aber die restlichen 98% der Bevölkerung platt wenn die Wirtschaft nicht genügend wächst...

Der springende Punkt ist: Geld bleibt nur dort investiert, wo es sich exponentiell vermehrt. Ist dies nicht möglich, zieht es sich zurück: Aus der Realwirtschaft führt dies zu Arbeitslosigkeit. Aus den Finanzmärkten führt dies zu Kursstürzen. Wobei in beiden Fällen die Gefahr einer Abwärtsspirale droht. Die Folgen können dramatsich sein. Also hat man seit Jahrzehnnten dafür gesorgt, dass sowohl in der Realwirtschaft wie auf den Finanzmärkten Investitionen sich exponentiell vermehren können. Dafür wurde grosszügig die Geldmenge ausgeweitet, die Geldschöpfung im Bankensystem gefördert, höhere Hebel zugelassen und die Staaten haben auf Pump die Konjunktur, die Nachfrage gestützt. Diese Entwicklung erfuhr mit der Finanzkrise 08 eine Beschleunigung. Schliesslich durften die enttäuschten Geldanlageerwartungen (5200 Mrd. Abschreibungen im US-Immobilienmarkt) nicht zu einem Flächenbrand führen. Besondere Anstrengungen waren erforderlich um die Anreize für Investitionen aufrecht zu erhalten. Entsprechend rasch wuchsen die systembedingten Probleme. Noch viel mehr neues Geld sucht seither nach rentablen Investitionsmöglichkeiten und setzt die Realwirtschaft unter Druck: sei es mit Währungs-, Rohstoff- oder Boden&Immobilienspekulation. Gleichzeitig wächst die Angst vor Anlageverluste durch insolvente Staaten, Banken und platzende Blasen. Es ist zuviel Geld im System weshalb eine Inflationsgefahr besteht. Gleichzeitig droht wegen der Unsicherheiten und dem Ende der Schuldenwirtschaft ein Geldrückzug mit Deflation und Crash. Es droht sozusagen eine Dürrekatastrophe hinter einer berstungsgefährdeten Staumauer. Wobei das Wasser von den Dürregebieten in den Stausee zuflucht sucht . Nach einer Dürreperiode droht dann eine Überschwemmung, eine Hyperinflation.

Eigentlich ist eine Lösung vom Prinzip her einfach: Im Schnitt müssen sich Investitionen gegenüber einem Geldrückzug immer lohnen, unabhängig der Konjunktur, unabhängig des Auf und Ab an den Finanzmärkten. Investieren überschüssiger Ersparnisse muss sich in jeder konjunkturellen Situation mehr lohnen als das Zurückhalten von Tauschmittel, d.h. von Einkommen. Somit kann ein Austrocknen der Einkommensflüsse verhindert werden. Somit bleiben die Vermögen in arbeitsplatsschaffenden Investitionen, auch wenn sie sich nicht exponentiell vermehren (oder es fliesst davon mehr in den Konsum weil sich Sparen weniger lohnt, aber dies wäre auch positiv, führt es ebenfalls zu Einkommen). Somit entschärft sich die schiefe Verteilung und es besteht kein Wachstumszwang mehr. Somit muss der Staat nicht mehr die Nachfrage auf Pump stützen. Die Deflationsgefahr ist gebannt. Somit kann sich die Geldschöpfung strikte an die Konjunktur orientieren womit die Inflationsgefahr gebannt wäre. Notwendig ist - nebst deutlich weniger Tauschmittel als heute - eine Lagerungsgebühr für Wasser im Stausee. Wasser im Stausee zu lagern muss mit Kosten verbunden sein. Dann wird das Wasser in die Dürregebiete fliessen und blühende Landschaften hinterlassen.

Claude-Alain Perrochet (ehemaliger Leiter der Denkfabrik der INWO-Schweiz, Arzt)

Montag, 19. September 2011

Zwei Wirtschaftswelten: Garantiekultur und Täuschungskultur

Tag für Tag werden wir überschwemmt mit hektischen News und Facts aus der Wirtschaftswelt. Tag für Tag verwirren uns Börsenkennziffern, frisierte Firmenverlautbarungen und unkritisch zitierte Prognosen irgendwelcher Wirtschafts- oder Börsengurus. Und kaum jemand ist in der Lage, diese Informationsflut einzuordnen. Für einmal sollten wir die langfristigen Trends in einem breiteren Blickwinkel betrachten.

Der langfristige Trend besteht in einer Auseinanderentwicklung der Wirtschaft in zwei Kulturen, - in eine Garantiekultur in der Realwirtschaft und eine Täuschungs- und Spekulationskultur im Finanzsektor von Banken, Versicherungen und Vermögensberatung.

In der Realwirtschaft: Zunehmende Garantiekultur
Die Realwirtschaft, also die Produktionsbetriebe von Gewerbe und Industrie, der Detailhandel und die Anbieter von realen Dienstleistungen, verfolgen immer mehr eine Garantiekultur: mehr Garantiepflichten, mehr Übernahme der Haftung, mehr Qualitätssicherung und Deklarationspflicht, neu sogar eine Rückverfolgung bis zum Hersteller. Wenn eine neue Autoserie einen Fehler aufweist, werden hunderttausende von Neuwagen zurückgerufen. Wenn bei einem Grossverteiler ein schadhaftes Produkt im Regal auftaucht, nimmt er dieses anstandslos zurück. Und wenn ein Exporteur eine Maschine mit Defekt nach Asien geliefert hat, schickt er sofort einen Monteur dorthin zum Reparieren.

Die Geschäftskultur der Realwirtschaft unterliegt strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Warentests und die europäische Produktehaftpflicht zwingen die Hersteller zu mehr Qualitäts- und Sicherheitsdenken. Reputationsrisiko und Rückverfolgungspflicht bis hin zum Hersteller haben diese Garantiekultur zu Gunsten der Konsumenten extrem gefördert.

Finanzbranche: Wachsende Täuschungskultur
In genau entgegengesetzter Richtung entwickelte sich die Finanzwirtschaft. Nicht mehr die traditionelle, solide Bankenpraxis – Entgegennahme und Ausleihe von Kundengeldern – ist vorherrschend, sondern eine Täuschungskultur: Mit sogenannt „neuen Finanzmarktinstrumenten“, die niemand richtig versteht, mit spekulativen Derivatgeschäften und vor allem mit ausgeklügelten Disclaiming-Regeln bei Banken und Versicherungen.

Disclaiming heisst Ausschlagen der Haftung. Dies zeigt sich in den seitenlangen, kleingedruckten Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), die nur zum Ziel haben, den Anleger oder Versicherten bei einem Prozess ins Leere laufen zu lassen. Der Schreibende erfuhr als Mitglied der Banken-Jury bei der Wirtschaftszeitschrift „Bilanz“: Die AGB, die die Grossbanken den Privatkunden vorgeben, sind nicht einmal für professionelle Vermögensberater verständlich. Sie dienen einzig dazu, alle Risiken von der Bank weg zu bedingen und auf den Anleger zu überwälzen, sowie sämtliche Haftungsklagen gegen die Bankberater im Keime zu ersticken.

Spekulative Geschäfte
Immer stärker werden Bank- und Devisengeschäfte von der realen Wirtschaft abgekoppelt. Immer mehr entwickelt die internationale Finanzwelt spekulative Casino-Geschäfte, ohne realen Produktionswert und ohne Realwertschöpfung, aber mit erheblichem wirtschaftlichem Zerstörungspotential.

Die neuen „Anlagevehikel“ oder „Finanzmarktinstrumente“ sind kaum mehr überblickbar und kaum verständlich. Die Hedgefonds sind (in der Schweiz) keiner Finanzmarktaufsicht unterstellt, sie unterliegen keinen Eigenmittelvorschriften, und die Manager unterliegen keiner Gewährsprüfung, also der bankenrechtlichen Gewähr für einwandfreie Geschäftsführung.

Je mehr die Banken reguliert werden, desto mehr wird auf den „Schattenbanken-Sektor“ mit seinen Hedgefonds, Dachhedgefonds und Private Equity-Gesellschaften ausgewichen.

Steuerflucht
Die verdeckte, aktive oder passive Beihilfe der Bankenmitarbeiter bei der Steuerflucht in die Schweiz, gehört ebenfalls zur Täuschungskultur dieses Wirtschaftszweigs. Zwar hatten sich die auch die Schweizer Grossbanken 2001 gegenüber dem amerikanischen Fiskus als „Qualified Intermediary“ (QI) ausgewiesen und sich schriftlich zur Einhaltung von amerikanischen Steuergesetzen durch amerikanische Anleger verpflichtet, doch ihre Private Banking-Abteilungen unterliefen danach mit System und Methode jahrelang genau diese Bestimmungen. Nun wurden sie von ihrer eigenen Täuschungsstrategie eingeholt und zahlen für ihr Verschulden. Und der schweizerische Staat musste ihnen nun behilflich sein, ihre früheren Verfehlungen durch Lieferung von Bankdaten an die USA zu korrigieren, im Jahr 2010 im Fall der UBS , im Jahr 2011 im Fall der Credit Suisse und weiterer neun Banken.

Devisentransaktionen und Währungsspekulation
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ publizierte 2010, dass sich die Devisenhandelsgeschäfte weltweit auf durchschnittlich 4 Billionen Dollar pro Werktag belaufen, also auf 4000 Milliarden Dollar – und zwar pro Tag! Allein die Wechselgeschäfte zwischen dem Franken und den andern Währungen belaufen sich dabei auf rund 250 Milliarden Dollar täglich. Dieser Tagesumsatz entspricht mehr als dem schweizerischen Warenexport eines ganzen Jahres!

Die Devisentransaktionen allein zwischen Franken und Euro-Währung haben laut BIZ ein immenses Tagesvolumen von 72 Milliarden Dollar. Zweifellos spielen diese spekulativen Wechselkursgeschäfte, ausgehend von den fundamentalen Verschuldungsfaktoren in der Welt, eine entscheidende Rolle bei der Aufwertung des Frankens und der Abwertung des Euro, wie wir sie in den Jahren 2010 und 2011 erlebt haben. In dieser Casino-Kultur liegt also ein erhebliches wirtschaftliches Zerstörungspotential für die Realwirtschaft.

Zwei Jahre nach der Finanzmarktkrise wird im internationalen Banking wieder durchgestartet. Die täglichen Währungstransaktionen und die Hedgefonds-Geschäfte sind volumenmässig im Jahr 2011 grösser als 2007, also vor der Krise. Der UBS deklarierte Ende 2010, dass die Grossbank, eben erst vom Staat gerettet, wieder verstärkt in Risikogeschäfte einsteigen will. Diese Strategie könnte sie nie verfolgen, wenn ihre Aktionäre nicht fest damit rechnen könnten, dass sie als systemrelevante Bank auch beim nächsten Crash wieder vom Staat gestützt wird.

Mangelhafte Marktregulierung – fehlende Transparenz
Weshalb erleben wir diese historische Entwicklung weg vom klassischen, unentbehrlichen Spar- und Darlehensgeschäft hin zu dieser Täuschungs- und Spekulationskultur? Mit „Gier“ und „Boni“ allein lässt sich diese Entwicklung nicht erklären – denn Gier ist ja historisch kein neues Phänomen. Es ist vielmehr die schwache Regulierung, die dem Finanzsektor diese Entwicklung ermöglichte und die Täuschungs- und Spekulationskultur amtlich immer noch zulässt.

Entgegen ihrer Selbstdarstellung ist die schweizerische Finanzmarktregulierung im Bankkundengeschäft besonders large. Für dubiose Anlagegeschäfte (zum Beispiel mit Lehman- und Madoff-Papieren), für die unsere Grossbanken in den USA und andern Staaten angeklagt sind und massiv zur Kasse gebeten werden, reicht es im Inland nicht einmal für eine Anklage. Für Provisionen und Kickbacks (im Bankenjargon: Retrozessionen), die in der EU und in den USA deklarationspflichtig und teils verboten sind, hat unsere Finanzmarktaufsicht Finma gleich fünf legale Schlupflöcher konstruiert, die heute noch weidlich genutzt werden. Der Kunde weiss nicht, ob der Anlageberater der Bank Kickbacks für seine Anlageempfehlung unter dem Tisch durch erhält, - eine Wettbewerbsverzerrung mit amtlich bewilligter Kundentäuschung. Die Finma steckt deshalb immer noch in einer Glaubwürdigkeitskrise.

Transparenzlücke bei Pensionskassenkapitalien
Aber auch die über 700 Milliarden Franken an zwangsersparten Pensionskassengeldern sind ein amtlich bewilligter Selbstbedienungsladen für das Anlageberatungs- und Vermögensmanagement-Business. Ihre Vermögensverwaltungskosten waren intransparent und dem Anleger unbekannt. Erst eine vom Bundesamt für Sozialversicherungen BSV in Auftrag gegebene und im Mai 2011 veröffentlichte Studie hat etwas Licht ins verborgene Anlagebusiness der Zweiten Säule gebracht: Die Studie zeigte, dass allein die Vermögensverwaltungskosten vier Mal höher sind als bisher aufgrund des statistischen Reportings ausgewiesen worden war.

Die Hochrechnung dieser BSV-Studie hat ergeben: Die (schon zuvor ausgewiesenen) administrativen Verwaltungskosten und die (neu erfassten, kassenexternen) Vermögensverwaltungskosten belaufen sich zusammengezählt für alle BVG-Einrichtungen auf 5,7 Milliarden Franken pro Jahr. Dies entspricht durchschnittlich nahezu einem Fünftel der reglementarischen Renten- und Kapitalleistungen aller Pensionskassen. Unsere Pensionsgelder, die ja aus den Zwangsersparnissen der Arbeitgeber und Arbeitnehmenden stammen, der Täuschungskultur der Finanzbranche unterworfen. Der Bund hat jetzt zwar etwas mehr Transparenz verschafft, aber mit der sogenannten Strukturreform noch keine griffige Lösung eingeführt, um dieses Versickern von Vorsorgegeldern wirksam zu unterbinden.

Herausforderung an die Wirtschaftspolitik
Die Finanzwirtschaft sollte eigentlich der Realwirtschaft dienen. Doch heute hat sie die Beziehung zur realen Wirtschaft verloren. Und die Finanzmärkte sind heute, global und innerschweizerisch, der grösste Destabilisierungsfaktor in der Wirtschaft. Die spekulativ angefachten Wechselkursturbulenzen, die Amtshilfeprobleme in Steuerfluchtfragen mit den USA, mit europäischen Nachbarn und mit der Europäischen Union, aber auch die Anlageprobleme von Vorsorgegeldern, haben die Politik und die Unternehmen viel Ressourcen und Aufwand gekostet. Und die Politik rennt zur Schadensminderung den finanzmarktlich verursachten Turbulenzen ständig hinterher.

Die Schweiz hat, mehr als andere Staaten, einen immensen Nachholbedarf bei der Finanzmarktregulierung, in der Bekämpfung von Steuerflucht und in der Wiedergewinnung von Vertrauen. Das wird das wirtschaftspolitische Programm Nummer eins der nächsten Jahre sein. Diese Täuschungskultur der Finanzwelt muss eingegrenzt werden. Vor deren Übermacht darf der Staat und darf der Gesetzgeber nicht resignieren.

Rudolf Strahm, Ökonom, Politiker und Preisüberwacher
Klargeld textend

Ein Blick auf die Schule: Ein Blick auf die Lehrpläne der ›gesinnungsbildenden Fächer‹ der Volksschulen und Gymnasien zeigt doch, wie sehr die dort herrschenden Gedanken die Gedanken der Herrschenden widerspiegeln. Und die Lehrerchen denken immer noch, sie erzögen die Schüler zum eigenständigen Denken – und man bleibt doch innerhalb des Systems: Du sollst mal Geldi-Geldi verdienen; was man hat, das hat man; das kannst du in deinem Lebenssäcklein gut brauchen; immer brav strecken, wenn du was sagen willst; nein, richtig ist das, was ich für richtig befinde.
Aber der Sch!–sch!!–sch!!!–Staat, der für Berufstöter von jeher ein Herz und für Literatur kein Hirn hat, der nur gewerbliche und turnerische Massstäbe gelten lässt, Militär und Wirtschaft, Krieg und Geld, der Staat, diese Exekutive der Besitzenden, Gerechtigkeit, die erlobby mir, der Staat, der das Bildungsmonopol hat, weshalb 80 Prozent der Eidgenossen kein Buch lesen WISCH: Ei, freilich, da macht es dann auch nichts, wenn die Rede- und Schreibfreiheit wieder mal eingeschränkt wird, denn sie nutzen ja nicht einmal die Denkfreiheit.
Der Staat also, von links nach rechts, eh nur eine Richtungsangabe für die Fahrenden, für die Fräsenden, für die Besitzenden, für … Der Staat also und seine liebsten Bürger, die Patrioten, die PattRIOT, die … WISCH Dafür, dass die Patrioten vorgeben, ihr Land zu lieben, werfen sie mir ein bisschen zu viel Müll drauf. Atommüll. Benzin. WISCH Ach, Zeiten zum Davonfahren. Auch vor sich selbst. Car-a-kiri. »Jetzt wird wieder Gas gegeben.«
WISCH
Oder wie kann man nur als erstes einen neuen Autobahnabschnitt befahren wollen? Als erstes im Super-duper-Media-Markt einkaufen? Das Gefühl, etwas zu entjungfern? Mit Geld? Peng! WISCH Alles muss möglichst wenig kosten. Marke Billigschrott. Nur beim Auto darf’s gern ein bisschen mehr sein. Peng!
WISCH
Investieren Sie in Fahrkarten. Nicht in Zuschlägen. Gegen die Natur. PENG!
Aber Natur, das ist doch, wo wir hinbrausen, um uns zu erholen, und dann zurückbrausen, mit Gehupe an jedem Ort, wo es nicht avanti geht. PENG!
Aber, Natur, gell, das sind doch auch wir, nicht wahr? Genau, sagt die Kirche. Nur sind wir mehr, viel mehr, die Obersten. Deshalb müssten wir auch klüger sein. Uns endlich weiterentwickeln. Die Tiere schützen. Nicht fressen. Züchten.
Aber weiterhin sehen Staat und Kirche uns als Oberste, als Oberste in der Pyramide, mit kleinem spitzen Kopf, um oben, um das Nicht-Gehirn oben reinzuquetschen, zuoberst, wo es eng ist, wo …
WISCH
Der Besitzesstand, also 90 Prozent aller heute, ist vor allem für mehr Asphaltstrassen, weil dann die Pflastersteine sicher nicht mehr als Wurfgeschosse missbraucht werden können gegen Sicherheitskräfte. Die die Besitzenden schützen. Vor allem die, die viel besitzen.

Moni Kreidi, Schriftstellerin

Freitag, 16. September 2011

Das viele Geld und seine Folgen

In den letzten dreissig Jahren hat sich weltweit die Geldmenge im realen
Sektor etwa vervierfacht, im Finanzsektor ist sie mehr als 40 Mal grösser geworden. Da stimmt schon etwas nicht, denn im realen (produktiven) Sektor werden Güter produziert und Dienstleistungen erbracht und damit Werte geschaffen, das Geld als Zahlungsmittel hat einen Gegenwert in der geleisteten Arbeit und damit in Gütern. Im (unproduktiven) Finanzsektor findet keine Wertschöpfung statt - es werden nur bestehende Sach-, Finanz- und Geldwerte hin und her geschoben und umverteilt, das Geld als Wertaufbewahrungsmittel oder Geldvermögen hat keinen Gegenwert, sucht aber ständig Gegenwerte in der Form von bestehenden Sachwerten (Land, Immobilien, Unternehmen, Rohstoffe, Gold, alte Meister) oder Finanzwerten (Aktien, Obligationen, Staatspapiere). Das durch die effektive Nachfrage nach Gütern beschränkte Volumen an neuen Investitionen ist bei einem gut entwickelten Bankensystem in normalen Umständen über Eigen- und Fremdmittel bald gesichert. Die Frage, wer Bankkredite erhält, bleibt aber offen. Auch werden in einem Konjunkturabschwung die Banken bei der Kreditgewährung zurückhaltend sein.
Um Missverständnisse zu vermeiden: es braucht eine bestimmte Geldmenge als Reserve im
Finanzsektor; Individuen, Nonprofit Organisationen und Unternehmungen können dann Gelder anlegen, die sie gerade nicht brauchen, und unvorhersehbaren Situationen
begegnen. Allgemein muss der Finanzsektor im Dienste des realen Sektors stehen und nicht umgekehrt, wenn eine moderne Wirtschaft normal funktionieren soll: die Produktion von Gütern und das Erbringen von Dienstleistungen muss im Vordergrund stehen und nicht Finanztransaktionen.
Wie kommt nun das viele Geld in den Finanzsektor? Hauptsächlich, weil Bankkredite zur
Finanzierung von neuen Investitionen im realen Sektor (Maschinen, Anlagen) endogene
Geldschöpfung darstellen: neue Güter werden produziert und neue Einkommen entstehen. Diese Bankkredite drängen nun einen Teil des Sparens vom realen in den Finanzkreislauf ab, weil die verdrängte Sparsumme ja nicht mehr gebraucht wird, um Investitionen zu finanzieren (Sparen gleich Investieren ist die grundlegende gesamtwirtschaftliche Gleichgewichtsbedingung!). Dieser Prozess wird verstärkt durch die Kreditfinanzierung von neuen Staatspapieren durch Banken (damit kann über Zinszahlungen viel Geld gemacht werden, das direkt vom Steuerzahler berappt wird) und Zentralbanken. Der Kauf von bestehenden Staatspapieren durch die Zentralbanken, des Fed vor allem, mit dem Ziel die Zinssätze niedrig zu halten (quantative easing), schleust zusätzlich riesige Summen in den Finanzsektor.
Diese gigantischen Geldsummen suchen Anlagen, in Aktien, Land, Immobilien, deren Preise steigen. So müssen die Unternehmungen immer höhere Gewinne realisieren, um
eine bestimmte Verzinsung des Geldkapitals zu sichern. Aus Geld soll so mehr Geld gemacht werden. Der reale Sektor rückt so in den Dienst des Finanzsektors. Eine wachsende Finanziarisierung der Wirtschaft ist die Folge: der Finanzsektor dominiert zunehmend den realen Sektor.
Die weltweiten Folgen sind zunehmende Ungleichheiten der Einkommens- und
Vermögensverteilung. Die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt, was einen Druck auf die Löhne ausübt, die Einkommensverteilung noch ungleicher macht, was wiederum die Arbeitslosigkeit steigert. Eine ungleichere
Einkommensverteilung führt auch erhöhtem Sparen, wodurch wiederum zusätzliche Gelder in den Finanzkreislauf geschleust werden; weiss gewaschene Gelder jeglicher Herkunft fliessen ebenfalls direkt in den Finanzsektor. Durch die sich verstärkende Finanziarisierung entstehen kumulative Abwärtsspiralen. Mit rückläufigem Volkseinkommen gehen die Steuereinnahmen zurück,
Budgetdefizite und Schulden explodieren. Ausgabenkürzungen
(Austeritätspolitik) verschlimmert die Situation - die richtige Strategie wären höhere Steuern auf Grosseinkommen und -vermögen,
was amerikanische und deutsche Milliardäre übrigens vorschlagen! Das würde
Geld vom Finanzsektor wieder in den realen Sektor zurückpumpen, gleich wie die
Einrichtung von Stiftungen, z.B. die Adolph-Merkle-Stiftung (110 Mio SFr) zugunsten der Universität Freiburg i.Ü. oder die Stiftungen von Bill Gates und Warren Buffet in den USA (je über 40 Mia US $).
Nur Länder und Regionen mit sehr exportstarkem realem Sektor vermögen den
negativen Folgen einer zunehmenden Finanzierung standzuhalten. Die Schweiz ist das
Paradebeispiel. Weltweit gesehen stellt sich eine für die Schweiz zentrale Frage: In welcher Währung sollen die Riesengelder im Finanzsektor gehalten werden. Dollar und Euro sind in Schwierigkeiten, das Pfund befindet sich bereits im Abseits; 1925 bezahlte man für ein Pfund noch 21 Franken, was erahnen lässt, dass 20 bis 30 Rappen pro Dollar nicht unmöglich sind; Myret Zaki spricht sogar
von La Fin du Dollar! Viele stürzen sich deshalb auf den Schweizer Franken.
Was tun? Eurokäufe sind wegen einer wahrscheinlich massiven Ausweitung der Geldmenge
nicht ungefährlich; einen Staatsfonds einrichten und Anlagestrategien festlegen
braucht Zeit und kann auch mit erheblichen Risiken verbunden sein; Negativzinsen auf Anlage suchende ausländische Gelder ab einem bestimmten Betrag und einem festzulegenden Zeitpunkt sind bei weitem die
schnittigste Waffe. Die Zinsschraube kann man sofort anziehen, bis der
gewünschte Frankenwert erreicht ist. Und die Wünsche dürfen Realwirtschaft und (Real-)Politik äussern!

Heinrich Bortis, Universität Freiburg i.Ü.
Geld und Rache

Der Duden, Band 7, Ausgabe 1963 berichtet: “Das gemeingermanische Wort bedeutete ursprünglich ‘kultische oder rechtlich Einrichtung, Abgabe’, wurde also zunächst im religiös-rechtlichen Bereich gebraucht.”

Das Grimmsche Wörterbuch erläutert: “Mit dem religiösen Gebrauch wird ursprünglich zusammenhängen der Gebrauch im Rechtsleben (war ja der Priester zugleich der Rechtskundige), zuerst vielleicht als wergelt, ahd. werigelt, wirigelt, lat. wirigildus (..) eigentlich der Ersatz für einen Erschlagenen, den der Thäter und seine Sippe der beschädigten Sippe zu leisten hatte, womit der Weg der Blutrache abgeschnitten und Friede und Sühne gewonnen wurde.”

Die Frage, dich ich mir stellen könnte, da ich bezahle und bezahlt werde: Wen halte ich schadlos, wer wurde erschlagen, und auf welche Rache verzichte ich?

Lukas Bärfuss

Mittwoch, 24. August 2011

Vorteile und keine Nachteile einer neuen, zusätzlichen Währung:
Der Schweizer Goldfranken.


Es scheint mir oft fast unglaublich, und doch sehe ich bisher nur positive Folgen einer zusätzlichen, aus Goldmünzen bestehenden Währung.
Aus Sicht der einzelnen Akteure gibt der Goldfranken sowohl Individuen, als auch Firmen eine zusätzliche Wahlmöglichkeit. Wer Goldfranken freiwillig benützt, erwartet einen Nutzen, also einen persönlichen Gewinn.
Doch gibt es womöglich ein höheres Interesse, welches den diesen Individuen und Firmen ihren erwarteten Nutzen verbieten dürfte? Welche denkbaren Interessen werden tangiert, wenn viele Individuen plötzlich Goldfranken kaufen?

1.„Die Schweiz“. Da die Schweiz noch immer auf den ersten Goldrausch wartet, wird der Rohstoff für die Goldfranken aus dem Ausland kommen. Schweizer werden also Papierfranken exportiere und Gold importieren. Das scheint mir vorteilhaft für „die Schweiz“.

2.Kreditverknappung. Ein Teil der Gelder für Goldfranken wird voraussichtlich auf Sparbüchern fehlen. Da könnten Ökonomen auf die Idee kommen, dass dies die Vergabe von Krediten für Häuser und Firmen erschweren könnte.
Doch der Name „Kreditgeldsystem“ hält, was er verspricht. Die Schaffung und Vergabe von Krediten ist die Essenz unseres heutigen Geldsystems. Kredite werden bereits heute überwiegend durch neu geschaffenes Buchgeld finanziert. „Kommerzielle Banken schöpfen Buchgeld, wann immer sie einen Kredit gewähren, einfach indem sie neue Geldguthaben auf Kontos in ihren Büchern addieren im Tausch gegen einen Schuldschein des Kreditnehmers”1) formuliert diesen Vorgang die New Yorker Zentralbank entlarvend klar und einfach. Die letzten Jahre haben eindrücklich demonstriert, wie einfach sich beliebig viele Kredite mit Buchgeld finanzieren lassen.

3.Geldpolitik. Die Nationalbank erklärt, dass sie Preisstabilität will, und setzt dies mit einem Preisanstieg der Konsumentenpreise von weniger als 2% gleich2). Dafür muss die Geldmenge Jahr für Jahr schneller wachsen, als dies Güter und Dienstleistungen tun. Heute entsteht neues Geld im Tausch gegen Schulden. Wenn die Geldmenge steigen soll, muss die Verschuldung also im Gleichschritt steigen. Gleichzeitig können Kredite, welche durch Sparguthaben finanziert sind, nichts zur Geldmengenerhöhung beitragen. Wenn also weniger Ersparnisse vorhanden sind, wird es einfacher, stets zusätzliche Kreditnehmer zu finden, welche das gewünschte Geldmengenwachstum ermöglichen. Anders formuliert: schrumpfende Spareinlagen machen es den Banken einfacher, Inflation zu erzeugen.

4.Schuldenspirale. Schliesslich kann der Goldfranken sogar das systembedingte, grenzenlose Schuldenwachstum beschränken: wenn die Nationalbank die Geldmenge ausweiten will, kann sie statt Schuldpapiere Goldfranken kaufen.…

Quintessenz: Eine zusätzliche, aus Goldmünzen bestehende Währung hat nicht nur viele Vorteile, sondern gleichzeitig keine Nachteile.
1) Federal reserve Bank of New York, I Bet You Thought, p.19
2) http://www.snb.ch/de/iabout/monpol/id/monpol_strat/8

Thomas Jacob

Samstag, 20. August 2011

Hallo Bern!

Hallo Bärn!
Cool, dass ihr alle am Danceout seid!
Mein Name ist Kaj Niggli, ich bin Beisitz und aktives Mitglied des überparteilichen Vereins Monetäre Modernisierung, kurz MoMo. Was ich Ihnen jetzt erzählen werde, habe ich nicht in meiner Ausbildung als Bankkaufmann gelernt.
Wir alle sind hier am Danceout, weil wir uns das, was derzeit auf unserem Planeten abgeht, nicht länger bieten lassen. Für den Profit einer kleinen Elite werden Menschenrechte missachtet und die Erde zerstört. Einige nennen es Neoliberalismus, wir nennen es Moneymania. Was heute in Griechenland oder London abgeht, ist das direkte Ergebnis dieses entfesselten, kapitalistischen Systems. Banken haben sich verzockt, der Staat musste einspringen. Jetzt werden die Sozialausgaben zusammengestrichen. Es wird rigoros gespart bei Kultur und Bildung. Aus der Finanzkrise ist eine soziale Krise geworden.
Geld regiert die Welt. Aber wer regiert das Geld?
Wissen Sie eigentlich, wer neues Geld in Umlauf bringt? Die Münzen in Ihrem Portmonnee stammen von Swissmint, der Eidgenössischen Münzstätte in Bern. Banknoten werden von der Schweizerischen Nationalbank gedruckt, auch diese ist mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand. Was passiert eigentlich, wenn Sie ihr eigenes Geld drucken und in Umlauf bringen? Ja, Sie wissen es ziemlich genau, dann bekommen Sie einen netten Besuch unserer uniformierten Freunde. Der Grund dafür ist ein Artikel der Schweizerischen Bundesverfassung: In Artikel 99 Abs. 1 heisst es: „Das Geld- und Währungswesen ist Sache des Bundes; diesem allein steht das Recht zur Ausgabe von Münzen und Banknoten zu.“
Nun eine Frage an Sie: Wie sieht Ihr Bankkonto aus? Eher wie ein Kassenschrank oder wie ein Computer? Rund 85 % der Geldmenge sind heute nur noch Zahlen in einem Computersystem, in Besitz und Kontrolle der Banken. (Kuchendiagramm) Dieses Geld wird auch elektronisches Geld oder Buchgeld genannt und ist in der BV mit keinem Wort erwähnt. Wissen Sie was das bedeutet? Auch Sie können ungestraft elektronisches Geld herstellen! Alles was Sie dazu brauchen ist eine Bankenlizenz. Oder anders ausgedrückt: Wir haben es hier mit einer fatalen (historisch gewachsenen) Gesetzeslücke (in der Bundesverfassung) zu tun! (Die Hoheit über das Geld- und Währungswesen ist dem Bund/Staat abhandengekommen. Das Monopol der Geldherstellung, welche dem Staate zugedacht ist, wurde unterlaufen)
Die Geschäftsbanken haben heute ein grosses Privileg: Sie dürfen selber Geld schöpfen, also herstellen. Dieses Buchgeld existiert dann auf unseren Konten. Mit jedem Kredit, den die Banken vergeben, vergrössert sich die Geldmenge. Banken vergeben nämlich ihre Kredite nicht aufgrund von Spargeldern, sondern können per Knopfdruck Buchgeld selber kreieren und dieses sogar gegen Zinsen verleihen. Finden Sie das normal?
Das funktioniert zum Beispiel so: Hans Muster möchte sich ein Haus kaufen. Dafür braucht er einen Kredit von 1 Mio. CHF. Nach Prüfung seines Kreditgesuches erhält er den Betrag nicht in bar, sondern elektronisch auf sein Konto überwiesen. Auf einem andern Sparkonto abgebucht wird dieses Geld aber nicht. Vielmehr wird so «Buchgeld» von der Bank neu geschaffen, die Bankenbilanz vergrössert. Die Bank muss gemäss Gesetz einzig eine gesetzlich (vorgeschriebene) Mindestreserve von 2.5% der Kreditsumme an Nationalbankengeld vorweisen und das erst noch erst im Nachhinein jeweils per 30. jedes Monats. Für 1 Mio. Kredit sind das schlappe 25'000.-.
Die Schweizerische Nationalbank wäre zwar dazu verpflichtet, die Geldmenge zu kontrollieren. Das ist aber Wunschdenken. Tatsächlich ist ihr aber mit der privaten Bankengeldschöpfung die Kontrolle völlig entglitten, es fehlen ihr die geeigneten Werkzeuge. Die SNB kann die Geldmenge nur indirekt über den Leitzins steuern. Wie gut das funktioniert, zeigen die zahlreichen Finanzkrisen in den letzten Jahrzehnten. Ein weiteres aktuelles Zeichen ist die ausufernde Verschuldung von Privaten und ganzen Staaten, welche ja allesamt auf den „selbst geschöpften“ Kreditvergaben der Banken beruht. (ohne vorgängige Einlagen)
Die private Geldschöpfung ist für die Banken ein lukratives Geschäft und beschert ihnen jährliche Extragewinne in Milliardenhöhe. Kein Wunder, dass die Banken zuviel Geld produzieren. In den letzten Jahren und Jahrzehnten diente ein Grossteil der Geldschöpfung nur noch blossen Finanzgeschäften. Diese haben für die Realwirtschaft keinen Nutzen, können ihr aber grossen Schaden zufügen. Börsen- und Konjunkturzyklen werden durch die verselbständigte Bankengeldschöpfung verantwortungslos in Extreme getrieben. Geraten die Banken dabei selbst in Schieflage wie in der Finanzkrise 2008, muss der Staat einspringen und die Banken retten. Die Staatsverschuldung steigt. Und schlimmer noch: weil der Staat selber kein Geld schöpfen kann, muss er es genau bei den Banken ausleihen, welche er bei den Finanzkrisen jeweils (mit „unseren Geldern“) retten muss. Stellen Sie sich das einmal vor. Das nenne ich Moneymania!
In der gegenwärtigen Situation werden also die Vorteile und Erträge aus der Geldschöpfung weitgehend privatisiert, während die Risiken und Lasten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Wir müssen dann den Gürtel enger schnallen.
Das bestehende Geldsystem ist ungerecht und eine permanente Bedrohung für die Stabilität von Wirtschaft und Gesellschaft. Auch unsere Demokratie ist z.B. durch die „Too-big-to-fail“ - Problematik erpressbar.
Was gibt es für Lösungen? Die Banken abschaffen? Das Geld abschaffen? Die Lösung ist denkbar einfach: Die Bundesverfassung muss mit dem Wort „Buchgeld“ ergänzt und die Geldschöpfung wieder zur „Sache des Bundes“ werden, wie es eigentlich die BV vorsieht. Das elektronische Geld wird damit zum vollständig anerkannten gesetzlichen Zahlungsmittel, also zu Vollgeld. Die Schliessung dieser Gesetzeslücke ist eine historisch überfällige Reform. Dadurch würde mit dem unbaren elektronischen Buchgeld das Gleiche passieren, wie vor hundert Jahren mit den damals vorwiegend privat ausgegebenen Banknoten. Diese wurden durch die offiziellen Noten der Nationalbank ersetzt, wie wir sie heute kennen. Die Geldschöpfung und Geldmengensteuerung den privaten Banken zu überlassen, hat also auch damals bereits versagt.
Im Vollgeldsystem steuert die Monetative die Geldmenge. Die Monetative ist eine unabhängige und neue 4.Staatsgewalt, vergleichbar mit Judikative, Legislative und Exekutive. Sie ist weder der Politik noch der Wirtschaft verpflichtet.
Die Bereitstellung der nötigen Gesamtgeldmenge wird eine öffentliche Aufgabe. Eine Art Service Public wie wir es von der Wasser- und Energieversorgung kennen.
Die Vorteile einer Vollgeldreform für die Allgemeinheit sind bestechend:
-Die Vollgeldreform schafft krisensicheres Geld. Die Kundenguthaben werden aus der Bankenbilanz herausgelöst und können bei einem Konkurs nicht mehr verschwinden. Damit wäre die „Too-big-to-fail“ – Problematik gelöst und die Politik nicht mehr erpressbar.
-Die Vollgeldreform vermindert Spekulations-Exzesse. Indem die Nationalbank die Geldmenge effektiv steuern kann, wird nur soviel neues Geld geschöpft, wie für die Realwirtschaft nötig ist. Es fliesst weniger Geld in die Finanz-Casinos.
-Die Vollgeldreform verteilt den Geldschöpfungsgewinn. Dem Bund würden Mehr-Einnahmen in Milliardenhöhe zufallen, die nun den Bürgern zugute kämen. Neues Geld würde zukünftig schulden- und zinsfrei in Umlauf gebracht und zwar durch Auszahlung an öffentliche Haushalte oder private Haushalte. Das ermöglicht Steuersenkungen und die Staatsschulden in der Schweiz könnten innert weniger Jahre abgebaut werden.
-Die Vollgeldreform ist keine Konkurrenz zu anderen Bewegungen wie Regiogeld oder Décroissance, die heute ebenfalls hier sind. Vielmehr würden sich die verschiedenen Anliegen optimal ergänzen.

So wird eine nachhaltige, stabile und demokratisierte Wirtschaft möglich!

Ist das ganze eine schöne Utopie? Nein! Der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) hat bereits mit Professoren der Bereiche Staatsrecht, Wirtschaftsethik, Ökonomie und Soziologie einen konkreten Verfassungsentwurf erarbeitet. Das Ziel ist, eine breite öffentliche Debatte anzuregen, um dann erfolgreich eine Volksinitiative zu lancieren.
Besuchen Sie doch unseren Infostand dort drüben, wo Sie auch die Gelegenheit haben, Fragen zu stellen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und let’s dance out Moneymania!
Monetäre Modernisierung

Die 2008 ausgelösten Ereignisse auf den Finanzmärkten und ihre Folgen machen es offenbar: Die Wurzeln solch zyklischer Wirtschaftskrisen liegen nicht nur im individuellen Fehlverhalten, sondern vor allem im Geldsystem selbst. Es erzeugt überschiessend Kredit und fördert damit Spekulationsblasen ebenso wie Inflation und die masslose Überschuldung vieler Beteiligter. Anstelle einer stabilen und gerechten Geldordnung präsentiert sich unser Finanzsystem als chronischer Krisen-herd. Eine der zentralen Ursachen dafür ist die private Geldschöpfung der Banken.

Alle benutzen Geld, aber die Funktionsweise des Geldsystems bleibt weithin so nebulös wie die Begriffe ‘fraktionales Reservesystem’ oder ‘multiple Kreditschöpfung’, mit denen die private Geldschöpfung umschrieben wird. Dies liegt im Interesse der Banken. Sie haben es verstanden, die Geldschöpfung an sich zu ziehen, statt sie den staatlichen Zentralbanken zu überlassen. Diese geben im Wesentlichen nur das Bargeld in Umlauf, das lediglich ca. 15 % der Geldmenge ausmacht. Der Löwenanteil von 85 % zirkuliert inzwischen als bargeldloses Giralgeld und wird von den Banken in Umlauf gesetzt: mit jedem Kredit, der bei Kreditaufnahme von Kunden diesen als Guthaben gutgeschrieben (und von dort aus in Umlauf gebracht) wird. Dadurch wurden die Gross-Banken „too big to fail“.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten diente ein Grossteil der Geldschöpfung nur noch blossen Finanzgeschäften. Diese haben für die Realwirtschaft keinen Nutzen, können ihr aber grossen Schaden zufügen. Börsen- und Konjunkturzyklen werden durch die verselbständigte Bankengeldschöpfung verantwortungslos in Extreme getrieben – manisch überschiessend in Hochkonjunktur und Hausse, verstockt und depressiv in den nachfolgenden Überschuldungskrisen. Geraten die Banken dabei selbst in Schieflage, stehen die Guthaben der Kunden auf dem Spiel. Verbürgt sich der Staat für bedrohte Guthaben und Banken, werden deren Verluste auf die Allgemeinheit abgewälzt, während die Profite weiterhin privat angeeignet werden.

Die privaten Banken sind keinen gesamtwirtschaftlichen, geschweige denn gesellschaftlichen Zielen verpflichtet. Ihnen die für die Allgemeinheit höchst folgenreiche Aufgabe der Geldschöpfung zu überlassen, ist nicht vertretbar. Mit einer transparenten öffentlichen Geldschöpfung kann dafür gesorgt werden, dass die private Geldschöpfung der Banken nicht weiterhin Wirtschaft und Staat dirigiert und somit eine stabile und gerechte Geldordnung untergräbt.
Der Weg zu diesen Zielen führt über die Ergänzung des Art. 99 BV1.) um den Ausdruck „Giralgeld“. Denn für diesen allergrössten Teil der nachfragewirksamen Geldmenge fehlt bisher die Verfassungsgrundlage – als ob das Geld noch immer nur aus Münzen und Noten bestünde.
Diese fatale Gesetzeslücke muss geschlossen werden.

Eine Verfassung des Geldes ist nötig, aber keine Verstaatlichung der Banken.
Alles Geld soll ausschliesslich von einer unabhängigen öffentlichen Stelle geschöpft werden.
In der Schweiz fällt diese Rolle der Schweizerischen Nationalbank SNB zu. Diese soll zu einer sowohl von den Begehrlichkeiten der Wirtschaft als auch von jenen des Staates unabhängigen öffentlichen Institution werden: zur Monetative. In Analogie zur Unabhängigkeit der Judikative von der Legislative und Exekutive muss die Nationalbank unabhängig und nur Verfassung und Gesetzen sowie dem aktuellen Wissensstand und dem Gemeinwohl verpflichtet sein. Das Geldwesen wird zu einer öffentlichen Infrastrukturleistung im Sinne eines Service Public. In einer solchen Geldordnung können auch lokale Komplementärwährungen oder kooperative Verrechnungssysteme ihren Platz haben.

Die angestrebte Reform der Geldschöpfung kann auf einfache und reibungslose Weise erfolgen:
Die Girokonten der Kunden werden aus der Bankenbilanz herausgelöst und separat als Vollgeldkonten geführt. Die Guthaben auf den Girokonten bleiben eins zu eins bestehen, werden Vollgeld und somit zu gesetzlichen Zahlungsmitteln gleich Münzen und Banknoten. Ab dann ist nur noch die Nationalbank als Monetative autorisiert Zahlungsmittel zuschöpfen. Dadurch geschieht mit dem unbaren Giralgeld heute das gleiche wie vor hundert Jahren mit den Banknoten. Damals wurden privat ausgegebene Banknoten durch staatliche Zentralbanknoten ersetzt. Heute geht es darum, das schuldenverhaftete, instabile und unsichere Giralgeld der Geschäftsbanken durch Vollgeld zu ersetzen, welches dem Bargeld rechtlich gleichgestellt ist. Dieses Vollgeld wird ausschliesslich von der Nationalbank gemäss Weisung der Monetative geschöpft. Die heutige Geldmenge, welche nur zu ca. 15 % aus gesetzlichen Zahlungsmitteln wie Münzen und Banknoten sowie Kontoguthaben der Banken bei der Nationalbank bestehen, wird so zu 100% zu einem öffentlichen Gut. Die Banken bleiben privat und übernehmen weiterhin Kontoführung, Zahlungsverkehr, Spargelder und Kreditvergabe. Geschäftsbanken können an den Finanzmärkten im gesetzlichen Rahmen weiterhin frei agieren. Sie können lediglich kein Giralgeld mehr schöpfen, sondern müssen mit Vollgeld operieren, das sie selbst am Finanzmarkt erwirtschaften oder von Kunden aufnehmen.
Regierung und Parlament können an die unabhängige Monetative keinerlei Ansprüche stellen. Das jeweils neu geschöpfte Geld wird schulden- und zinslos den öffentlichen und/oder den privaten Haushalten zur Verfügung gestellt, die es durch Ausgaben in Umlauf bringen. In der Schweiz handelte es sich bei den neu geschöpften Beträgen im Durchschnitt der Jahre 1999-2008 (bei starken Schwankungen) um 8.1 Mrd. Franken, d.h. ca. 7 % des öffentlichen Gesamthaushalts. Dieser Geldmengenzuwachs ist ein grosser Betrag, der bisher für gesellschaftliche Aufgaben verloren ging, während die Banken einen satten Zins-Extragewinn aus ihrer Geldschöpfung einstreichen.

Eine solche Reform im Interesse der Allgemeinheit hat fünf bedeutende Vorteile:
Erstens ist das Vollgeld auch ohne Staatsgarantie sicher, weil es ausserhalb der Bankenbilanz geführt wird. Bei Insolvenz der Bank fallen unbare Vollgeld-Guthaben nicht mehr in deren Konkursmasse. Der allgemeine Zahlungsverkehr sowie die Kreditvergabe sind deshalb auch in einer Bankenkrise nicht gefährdet. Politik und Öffentlichkeit sind also nicht mehr erpressbar.
Zweitens sind der Über- und Untersteuerung des Geldangebots durch die Banken Grenzen gesetzt. Für spekulative Exzesse auf Pump geht ihnen der selbst geschöpfte Geldtreibstoff aus. Zusätzliches Geld kann nicht mehr von den Banken als Kreditschuld in Umlauf gebracht werden. Der Geldfluss verstetigt sich. Konjunktur- und Börsenzyklen verlaufen moderater.
Drittens, und im Gegensatz zur heutigen inflationären und verantwortungslosen Giralgeldschöpfung der Banken, hat die Nationalbank die Geldmenge erstmals unter vollständiger Kontrolle. Sie kann Spekulationsblasen und Preisinflation wirkungsvoll vorbeugen, indem sie die Geldmenge wie bisher in Übereinstimmung mit dem realwirtschaftlichen Entwicklungspotenzial steuert.
Viertens kommt die Erhöhung der Geldmenge aus der Geldschöpfung ungeschmälert den öffentlichen und/oder privaten Haushalten zugute und wird nicht länger als ungerechtfertigter Extragewinn den privaten Banken überlassen.
Ein teuerungsneutraler Zuwachs der Geldmenge entspricht dem zu erwartenden Wachstum der Realwirtschaft. So entsprechen nach heutigen Massstäben 1 – 2 % Wirtschaftswachstum in der Schweiz einem Geldmengenzuwachs (Seigniorage) von 2.5 – 5 Mrd. Franken. Damit lassen sich 1.8 –3.6 % der öffentlichen Gesamtausgaben der Schweiz bestreiten und man schafft Spielraum für Steuersenkungen. Der Staat muss für diesen Betrag keine Zinsen zahlen. Als weitere Möglichkeit könnte diese regelmässige Seigniorage auch als „Bürgerdividende“ ausbezahlt werden.
Fünftens ergibt sich die einmalige Chance, die Staatsverschuldung in wenigen Jahren abzubauen – unkompliziert und ohne schmerzliche Einschnitte. Bei der Kreditvergabe der Banken wird heute Geld geschaffen, das wieder verschwindet, wenn der Kredit zurückgezahlt wird. Durch Kredite, die noch vor der Umstellung vergeben, aber erst nach der Umstellung getilgt würden, entstünde Giralgeld, das nicht mehr verschwände, da ja alle Kredite nach der Umstellung in Vollgeld zurückgezahlt werden. Dieses Geld ist ab der Einführung des Vollgeldes ausserhalb der Bankenbilanz und muss daher gestaffelt an die Nationalbank weitergeleitet werden, sonst bekämen die Banken ein ungerechtfertigtes, milliardenschweres Geschenk. Wenn die Nationalbank dieses Geld an den Staatshaushalt weiterreicht, kann er es in Umlauf bringen, indem er Schritt für Schritt innert einiger Jahre die Staatsschulden abbaut. Auch die Kredite der Nationalbank an die Geschäftsbanken werden nach und nach zurückbezahlt und auf dieselbe Weise weitergereicht. Die in Umlauf befindliche kaufkraftrelevante Geldmenge wird somit nicht verringert.
Die vorwiegend von Geschäftsbanken durch Kreditvergabe geschöpfte Geldmenge belief sich in der Schweiz 2008 auf gesamthaft 270 Mrd. Franken. Die schweizerische Staatsschuld von ca. 222 Mrd. Franken wäre also durch diese Sichtguthaben-Substitution vollständig tilgbar.

Monetär weitermachen wie bisher ist inakzeptabel. Immer mehr Regulierung und Bürokratie sind ebenfalls kontraproduktiv. Was wir jetzt brauchen ist der Übergang vom Giralgeld zu Vollgeld und eine endgültige Etablierung der Schweizerischen Nationalbank als unabhängige Monetative.
Bitte unterstützen Sie uns dabei (www.monetative.ch)!

Hansruedi Weber, Ennetbaden (Präsident Verein Monetäre Modernisierung)
Gefährdung der Demokratie und der politischen Selbstbestimmung:
Es braucht eine Reform des Geldes


Als Hauptgrund, dass ich diese Gefahr wahrnehme – und zwar eine Gefährdung der Demokratie und/oder der politischen Selbstbestimmung aller BürgerInnen durch die Finanzwirtschaft - sehe ich vor allem 3 Probleme.
Erstens wird oft gepredigt, dass die Gesetze der Marktwirtschaft unantastbar und heilig sind. Jeder Eingriff gefährdet den freien Fluss des Kapitals, das Wachstum des Bruttossozialprodukts und die Arbeitsplätze. Kurz: Die Gesetze des Marktes stehen dadurch über die politische Selbstgesetzgebung der BürgerInnen.
Zweitens erzeugen diese ideologische Wirtschaftsdoktrinen unglaublich grossen Profit für eine kleine Elite. Dadurch wird die Schere zwischen Normalverdienenden und Reichen stets vergrössert. Diese krasse ungleiche Verteilung des Reichtums ist gleichzeitig eine krasse ungleiche Verteilung der Freiheit – d.h. der Entfaltungsmöglichkeiten und der Macht der alltäglichen und politischen Selbstbestimmung. Und das in einer „liberalen“ Gesellschaft, welche die Freiheit aller Menschen verspricht.
Drittens – und zuletzt – schafft die gegenwärtige Politik des freien Kapitals Geld zu erzeugen, welche dann in Blasen und Krisen mündet. Plötzlich muss der Staat dann doch eingreifen und die Schulden übernehmen. Die Gewinne werden jedoch privatisiert. Und gleichzeitig müssen der Staat und die restliche Bevölkerung – und nicht die Finanzinstitute – ihren Gürtel enger schnallen. Weil die Banken „systemrelevant“ sind und „so gross sind, dass sie nicht untergehen können, werden der Staat, die Politik und die Gesellschaft zu Knechten der Finanzinstitutionen.
Diese Finanzinstitutionen, wie wir sie jetzt kennen, gefährden und untergraben zum Teil die die Demokratie und die Selbstbestimmung aller Bürger. Die existierenden Institutionen wie der „freie“ Markt, das Geldwesen und das Privateigentum sind historisch entstanden und müssen hinterfragt werden. Hier sollen wir jedoch nicht die Moral und die Boni der einzelnen Manager verurteilen, sondern die Institutionen und deren Anreize so gestalten, dass bestimmte Missstände gar nicht vorkommen. Es ist Zeit, dass wir endlich gerechte Finanzinstitutionen schaffen, welche nicht nur die Freiheit der Finanzelite, sondern vor allem die alltägliche und politische Selbstbestimmung aller BürgerInnen sichern. Eine Reform des Geldes (siehe www.monetative.ch) weist in diese Richtung.

Lukas Peter
Geld regiert die Welt – ABER wer regiert das Geld?

Spekulationsblasen, Bankenkrise und überschuldete Staaten, aber auch der zerstörerische Zwang nach Wirtschaftswachstum sind tagtäglich in den Medien omnipräsent. Ein aktuelles Thema.
Wir alle benutzen Geld, aber die Funktionsweise des Geldsystems ist nur wenigen bekannt. So sind z.Bsp. viele Menschen der Überzeugung, dass ausschliesslich die Nationalbank neues Geld in Umlauf bringe, obwohl über 85% von privaten „Herstellern“ kommt. Und genau diese Gelder verstärken die Wirtschaftszyklen und fliessen grösstenteils in die Finanz-Casino’s.
Es braucht eine historisch schon längst überfällige Stärkung der Nationalbank, weil ihr im Moment die geeigneten Werkzeuge fehlen. Das Geldwesen muss demokratisiert werden und wieder in den Dienst der Gesellschaft gestellt werden! Heute ist es leider umgekehrt: Die Gesellschaft dient heute mehr und mehr dem Kapital. Die Finanzmärkte untergraben die demokratische Selbstbestimmung.
Es braucht eine Geldreform!
Wir haben die demokratischen Mittel genau das zu fordern. Die Demokratie muss sich gegen die Macht des Kapitals durchzusetzen.


Wo liegt den das Problem des heutigen Geldsystems

Eine der zentralen Ursachen für die heutige Problematik ist die private Geldschöpfung der Banken.
Die Geschäftsbanken haben heute ein grosses Privileg…allerdings zu Lasten der Allgemeinheit. Sie dürfen selber Geld schöpfen, also selbst herstellen – so genanntes Buchgeld, welches auf unser aller Bankkonten existiert…und nur dort.
Die Banken vergeben nämlich ihre Kredite nicht aufgrund von Spargelder, dass die Kunden bei ihnen deponiert haben, sondern können selber Buchgeld kreieren und dieses sogar gegen Zinsen verleihen.
Aktuell ziehen die Banken aus 85% der Geldmenge diesen illegitimen/ungerechtfertigten Zins-Extragewinn. Auch fliesst solches privat geschöpftes Geld vermehrt in spekulative Finanzprodukte.
Kommt es dann zu einer Spekulationsblase bzw. Bankenkrise, muss der Staat mit enormen Geldsummen einspringen, um den Total-Crash zu verhindern.
In der gegenwärtigen Situation werden also die Vorteile und Erträge aus der Geldschöpfung weitgehend privatisiert, während die Risiken und Lasten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Wir müssen dann den Gürtel enger schnallen.
Das bestehende Geldsystem ist ungerecht und eine permanente Bedrohung für die Stabilität von Wirtschaft und Gesellschaft. Auch unsere Demokratie ist z.Bsp. durch die „Too-big-to-fail“ - Problematik erpressbar.


Was gibt es für Lösungen?

Bisher ist meist nur Symptombekämpfung betrieben worden (z.Bsp. neue Kontrollen und zusätzliche Vorschriften oder das Schnüren von Rettungspaketen…und das seit Monaten und Jahren). Das Problem muss jedoch an der Wurzel angepackt werden und die Geldschöpfung wieder zur „Sache des Bundes“ werden, so wie es eigentlich die Bundesverfassung vorschreibt.
Das Privileg der Geschäftsbanken, selber Geld zu kreieren, ist nämlich nur aufgrund einer historisch gewachsenen Gesetzeslücke möglich: Der Artikel 99 der Bundesverfassung weist dem Bund das alleinige Recht der Geldschöpfung zu, aber wörtlich erwähnt sind nur Münzen und Banknoten. Dieses alte Bargeld-System-Denken ist durch die technische Entwicklung des elektronischen Bankenwesens jedoch längst überholt worden. Auf Verfassungsebene muss deshalb das Geldmonopol des Bundes auch auf die elektronisch geschaffenen Buchgelder (85% der Geldmenge) ausgedehnt werden.
Dadurch würde mit dem unbaren elektronischen Buchgeld das Gleiche passieren, wie vor hundert Jahren mit den damals vorwiegend privat ausgegebenen (gedruckten) Banknoten. Damals sind diese „privaten“ Banknoten durch die offiziellen Noten der zu diesem Zweck gegründeten Nationalbank ersetzt worden.
Die Geldschöpfung/Geldmengensteuerung den privaten Banken zu überlassen, hat also auch damals bereits versagt. Die Banken sind nämlich durch Eigeninteressen und Profitorientierung gesteuert und in keiner Weise gesamtwirtschaftlichen, geschweige denn gesellschaftlichen Zielen verpflichtet, wie es die ja heute schon Nationalbank ist.
In einem „Vollgeldsystem“ steuert die Monetative die Geldmenge. Die Monetative ist eine unabhängige und weder Politik noch Wirtschaft verpflichtete neue 4.Staatsgewalt, vergleichbar mit Judikative, Legislative und Exekutive. Das ist keine Verstaatlichung der Banken, sondern Banken bleiben privat und übernehmen weiterhin Kontoführung, Zahlungsverkehr, Spargelder und Kreditvergabe.
Die Bereitstellung der nötigen Gesamtgeldmenge wird jedoch zu einer öffentlichen Aufgabe. Eine Art Service Public wie wir es von der Wasser- und Energieversorgung oder dem Bildungswesen kennen.
Eine weitere Folge wäre, dass dem Bund beträchtliche Mehr-Einnahmen (und zwar in Milliardenhöhe) aus der Geldschöpfung zufallen würden, die nun den Bürgern zugute kämen und nicht mehr einzelnen Privaten (z.Bsp. als Boni).
Neues Geld würde zukünftig schulden- und zinsfrei Inumlauf gebracht und zwar durch Auszahlung an öffentliche Haushalte oder private Haushalte (z.Bsp. als Bürgerdividende). Das ermöglicht Steuersenkungen und die Staatsschulden könnten innert weniger Jahre abgebaut werden.
So wird eine nachhaltige, stabile und demokratisierte Wirtschaft möglich!

Daniel Meier

Donnerstag, 18. August 2011

Wir brauchen eine Schweiz mit Schweizer Franken

Als wäre das etwas Neues, lesen, hören und sehen wir täglich Meldungen über zu grosse Preisunter¬schiede zwischen der EU und der Schweiz. Hierzu hatten wir schon lange vor der EURO-Krise eine Fernsehsendung ARENA mit dem Titel: „Preise runter, Löhne runter“.
Können wir Löhne und Preise senken?
Was Politiker und Wirtschaftselite noch immer nicht begreifen: Wenn es derartige Preisunterschiede und Lohnunterschiede zwischen zwei Ländern gibt, darf man keinen Freihandelsvertrag machen. Indem wir beschlossen haben, Kapital, Waren und Menschen für die EU so genannt freizügig zu ma¬chen, haben wir grobfahrlässig veranstaltet, was jetzt geschieht: die Schweiz wird in der EU aufgehen und sie kann die Wirtschaft nicht mehr autonom und demokratisch steuern und regeln. Die Schweizer Bürger sind nicht mehr Herr ihres eigenen Wirtschaftsraumes. Wir können sozialen Frie¬den nicht mehr selbst herstellen. Wer will nun unsere Löhne senken, damit Schweizer Produzenten mit ausländischer Ware konkurrieren können? Niemand kann das, weil wir dann auch Versicherungsprä¬mien, Bahnbilletpreise, Mietzinsen und vieles mehr dem Ausland anpassen müss¬ten. Oder eine Masse von Working Poor produzieren, die mit ihren Tieflöhnen die Lebenshaltungskos¬ten (private Fixkosten) nicht aufbringen können.
Die Schweiz wird abgeschafft
Dank allen Freizügigkeiten wird die Schweiz nun mit Geld, Waren und Menschen geflutet, bis sie sich in der EU aufgelöst hat. Mit allen tragischen Folgen, die jeder kennt, auch wenn wir es noch nicht auszusprechen wagen. Schleichend passiert nun, was Ghadaffi gefordert hat: Die deutsche Schweiz wird zu Deutschland gehören, die Romandie wird französisch und das Tessin wird italienisch. Die Sprachgrenzen legen die neuen Handelsräume fest. Die Sprache ist das einzige Handelshemmnis, das es noch gibt. Dies wiederum bedeutet: Es gibt keine Schweiz mehr, weil es den Schweizer Wirtschafts¬raum nicht mehr gibt. Und noch schlimmer: Wir werden den Schweizer Franken kaum noch halten können. Und ohne Franken, gibt es dann definitiv keine Schweiz mehr. So wie es kein Deutschland ohne Deutsche Mark und kein Frankreich ohne französischen Franc gibt. Wer Währungs¬räume abschafft, der schafft Völker ab. So war es denn ein krasser Verstoss gegen das Völkerrecht auf Selbstbestimmung, dass mit der Begründung des EURO den Völkern Europas der eigene Währungsraum und damit die eigene Volkswirtschaft weggenommen wurde. Dies gilt es nun dringend für die Schweiz zu verhindern. Wir brauchen eine Schweiz mit Schweizer Franken – genau so, wie ich es anlässlich meiner Luzerner Regierungsratskandidatur im Jahre 2003 gefordert habe.
Der bilaterale Weg – in die EU
Das Vorhaben, das uns in die heutige Situation gebracht hat, nannten die Politikerinnen und Politiker „den bilateralen Weg“ - in die EU. Die Idee, auf dem Kontinent Europa den EURO als Einheitswäh¬rung zu etablieren und mit dem Staate Euroland ein Einheitsvolk zu schaffen, das von einer Einheitswirt¬schaftsregierung regiert wird, ist das Eine. Ob die Schweizerinnen und Schweizer hier mitmachen wollen ist das Andere. Diesen „bilateralen Weg“ – in die EU jedoch gegen den Willen und ohne offene Informa¬tion der Schweizer Bevölkerung umzusetzen ist ein massiver Akt struktureller Gewalt. Aber nicht nur die Schweizer, auch die übrigen Europäer wurden gegen ihren Willen europäisiert. So wundert es nicht, dass die Bevölkerungen Europas immer mehr erwachen und gegen ihre Regierungen demonstrie¬ren. Die Anwendung falscher Wirtschaftstheorien, welche der Begründung des Zentralstaa¬tes Europa zu Grunde lagen, werden auch wir Schweizer über zwei Generationen noch verdauen müssen. Hoffentlich konkfliktärmer als es die Spanier, Engländer, Franzosen, Iren, Norwe¬ger, Griechen und andere zurzeit erleben. Unsere Politik- und Wirtschaftselite wird den Schweizerin¬nen und Schweizern noch gut erklären müssen, weshalb sie sich von Justizminister Berlusconi, Kriegsminis¬ter Sarkozy und Wirtschafsministerin Merkel unter dem Diktat des EURO regieren lassen sollten.
Was ist bloss mit dem Geld passiert?
Jeder spürt, dass mit dem Geld etwas nicht mehr stimmt: Obwohl es 2011 viel zu viel Geld gibt auf den Computern dieser Welt, müssen alle staatlichen Institutionen sparen – ganze Demokratien ge-hen Konkurs. Statt dass die privatisierten Nationalbanken das gedruckte Geld den Privatbankiers geben, könnte sie dieses doch direkt an die Kantone auszahlen, damit diese über ihre Kantonalban-ken in ihrer Heimat Vollbeschäftigung garantieren könnten. Oder geht das nicht mehr, weil wir die Kantonalbanken privatisiert haben? Aus einer ähnlichen Krise heraus haben wir in der Schweiz vor 150 Jahren die Kantonalbanken als Staatsbanken gegründet. Johann Jakob Keller (Gründervater er Zürcher Kantonalbank) begründete damals die Gründung der Zürcher Kantonalbank wie folgt:
„Wir brauchen diese Staatsbank, um den Wucher [den Zins] zu bekämpfen, den Privatbanken heil-same Konkurrenz entgegen zu stellen und den mittleren und kleineren Gewerbestand vor der Ausbeu¬tung durch die in erster Linie auf eigenen Nutzen [Gewinne und Managerlöhne maximieren] bedach¬ten Privatbanken zu schützen.“
Hat sich daran bis heute etwas geändert oder warum mussten wir globalisieren, deregulieren und Kantonalbanken, Elektrizitätswerke, Wasserwerke, Eisenbahnen, Post, Altersheime, Spitäler und vie¬les mehr privatisieren?
Privatisierung heisst: Den Staat und damit die Bürger enteignen
Die Welt wird heute durch privates Geld regiert. Deshalb können Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz, in Europa und auf der ganzen Welt nicht mehr für einander bürgen. Wussten Sie, dass die Schweizerische Nationalbank seit 2002 nicht mehr eine öffentlich rechtliche Anstalt ist? Nationalrat und Ständerat haben damals ohne jede öffentliche Diskussion ein neues Nationalbankengesetz geschaf¬fen. Seither ist diese Bank so genannt „spezialgesetzlich“ oder wir könnten sagen „teilprivati¬siert“. Gleichzeitig wurde das Aufsichtsgremium der Nationalbank massiv verkleinert und die Befug¬nisse wurden neu definiert. Über vieles haben wir in den letzten Jahren abstimmen dürfen – das Wich¬tigste haben die Politikerinnen und Politiker am Volk vorbei beschlossen: Die zukünftige Organisa¬tion des Schweizer Geldes. Wussten Sie, dass als nächster Schritt bereits geplant ist, die Nationalbanken weltweit zu privatisieren?



Kurz vor dem Abgrund wird der Holzweg steinig – Völkerrecht durchsetzen
Die Schweiz ist auch heute noch das einzige UNO-Mitglied mit direkter Demokratie. Diese sind wir im Begriff mit dem grossen Hammer zu zerschlagen. Kurz vor dem Abgrund wird der Holzweg steinig. Die Natur hat dies gut eingerichtet. Jetzt hätten wir Zeit nachzudenken, was hier falsch ist, statt wei¬ter über den Abgrund hinaus zu rennen. Wollte die Schweizer Politik- und Wirtschaftselite tatsäch¬lich Demokratie, dann müsste sie sich jetzt bei der UNO für das Menschenrecht auf Arbeit in der Hei¬mat und das Völkerrecht auf eine eigene Volkswirtschaft und damit einen eigenen Währungsraum einsetzen. Es gibt keine Schweizerische direkte Demokratie ohne Schweizer Franken und es gibt keine Demokratie ohne staatliche Kantonalbanken.
In tempore veritas – in der Zeit liegt die Wahrheit, nicht im Wein

Ivo Muri, Unternehmer

Donnerstag, 11. August 2011

Hauptsache billig!

Als Schnäppchenjägerinnen und –jäger sind wir stolz auf unsere Beute. Es gibt für uns nach dem erfolgreichen Ergattern der Trophäe nichts Schöneres, wenn Mitmenschen sich nach dem Preis der neuen Habe erkundigen. Meist im beiläufigen Ton geben wir dann nur zu gerne den unglaublich günstigen Betrag bekannt. Die darauffolgende Verblüffung und Anerkennung unseres Gegenübers geniessen wir in vollen Zügen.

Etwas billiger zu bekommen, setzen wir oft mit ‚Gewinn’ gleich. Obwohl wir Geld ausgeben, glauben wir, dass wir etwas zurückerhalten. Wir lieben das Gefühl, dass wir nicht übers Ohr gehauen worden sind. Im Gegenteil: Wir waren schlauer, die anderen, die mehr bezahlen, das sind die Dummen! Aber ist das wirklich so? Ist billig immer besser ¬- und Geiz wirklich geil?

In der Regel wissen wir, was ein Liter Milch oder ein Kilo Brot kostet. Das heisst, wir kennen den Marktpreis für viele Dinge. Erst durch diese ‚festgesetzte Zahl’ können wir das Produkt oder die Dienstleistung einordnen. Doch kennen wir auch den realen Warenwert?

Ist es nicht so, dass wir bei manchem Schnäppchen übersehen, dass seine wahren Kosten nicht bei uns, also den Käuferinnen und Käufern, verrechnet werden, sondern andere dafür bezahlen? So stellen einige Firmen Produkte her, welche die Umwelt belasten oder bei denen Menschen unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Und alles, damit wir billige Ware haben. Denn je mehr verkauft wird, desto mehr Umsatz für die Firma. Die Mehrkosten für Umweltschäden und Sozialabgaben trägt später die Gesellschaft ¬¬– also wir. Warum schon heute mehr bezahlen? Was meinen Sie?


Edy Walker, Vorsitzender der Geschäftsleitung a.i.
Alternative Bank Schweiz

Donnerstag, 28. Juli 2011

Gier + Kritik

Kritik macht nachdenklich.
Nachdenken macht traurig.
Traurigsein ist ungesund.
Gesundsein macht produktiv.
Produzieren macht gierig.
Gierigsein will immer mehr.
Mehr macht nicht glücklich.
Glück ist anderswo. Wo denn?
Beim Kritisieren; beim Produzieren;
beim Nachdenken; beim
Traurigsein; beim Gesundsein.
Beim Gierigsein? Manchmal.

Roland Huber, Zug

Montag, 25. Juli 2011

Parallelen Staatsbankrott Argentinien 2001 zum Scheitern der EU 2011 und des Gemeinschaftsgeldes EURO

Argentinien war schon immer eines meiner Traumdestinationen.
Im Jahr 2001 verwirklichte ich mir meinen Traum und machte mich auf den Weg um dort zu arbeiten. Mein Gehalt wurde in US-Dollar ausbezahlt. Dies ermöglichte mir einen angenehmen Lebensstil in Buenos Aires. Die Sonne schien, es gab alles zu kaufen und die Stadt ist atemberaubend schön. Nicht ohne Grund nennt man Buenos Aires das Paris Südamerikas.
Aber dies war alles nur Fassade, die im Laufe des Jahres immer mehr zu Bröckeln begann. Ich wurde Zeuge eines historischen Umbruchs. Ich wurde Zeuge eines Staatsbankrottes. Dieses Erlebnis veränderte mein ganzes Leben. An alles, an was ich zuvor geglaubt habe konnte ich nicht mehr glauben.

Zu meinem Entsetzen sehe ich 10 Jahre später in Europa erschreckende Parallelen zu meinen damaligen Erlebnissen.
Genauso wie die Mitgliedsländer der EU hat auch Argentinien seine Zinspolitik aufgegeben und den Peso an den Dollar gekoppelt. Jahrelang lebten ebenfalls die Argentinier enorm über ihre Verhältnisse. Durch die Bindung an den Dollar hatte Argentinien eine negative Handelsbilanz und eine daraus resultierende stark steigende Staatsverschuldung vorzuweisen.
Die Inflation war absurd hoch. Im Laufe der Zeit verteuerten sich alle Güter immens.
Beispielweise kostete ein Joghurt bei meiner Ankunft ca. 2 Dollar. Was an sich schon teuer war. Nur drei Monate später waren es schon 2,50 Dollar und wiederum ein Monat später schon 3,20 Dollar. Telefonieren war purer Luxus. Meine Telefonkosten beliefen sich auf über 1000 Euro pro Monat. Mir blieb bei meiner ersten Rechnung beinahe das Herz stehen. Ich war davon überzeugt, dass es sich bei der Rechnung um einen Irrtum handelte – dies war jedoch nicht der Fall. Argentinien hatte zeitweise die höchsten Telefongebühren der Welt. Die Inflation war enorm. Die Preise stiegen täglich.
Auch Argentinien hat der IWF versucht zu helfen – ohne Erfolg. Ganz im Gegenteil, die Lage wurde verschlimbessert.

Die Beschwichtigungen, des unglücklich agierenden Präsidenten De la Rua wurden immer häufiger und verzweifelter. Spätestens im Herbst war vielen klar das Argentinien hoffnungslos verschuldet war. Ähnliche Beteuerungen sehe ich momentan von einem Herrn Trichet, Barosso, Schäuble und Juncker.
Auf Grund der zunehmenden Kapitalflucht, sah sich die Regierung gezwungen sämtliche Bankguthaben einzufrieren (Coralito) und die Banken zeitweise zu schließen. Als ich an jenem Morgen aufwachte, waren alle Banken geschlossen und die Bankautomaten funktionierten nicht mehr. Die Leute waren außer sich.
Es durften nur noch 250 Peso pro Konto und Woche abgehoben werden. Die Währung wurde über Nacht abgewertet und alle Dollarguthaben wurden in Pesos umgewandelt. Jeder Bürger war über Nacht ärmer geworden. Viele aus der Ober- und Mittelschicht verloren viel bis zu teilweise fast alles. Die Wut war enorm und absolut verständlich. Der Staat hatte seine eignen Bürger in einer Nacht und Nebelaktion beraubt.

Die Folge waren starke soziale Unruhen, Plünderungen und die Kriminalität stieg immens. 
Der Peso verlor weiter drastisch an Wert und die Immobilienpreise fielen stark (bis zu 90%!).
Die Lage spitzte sich weiter dramatisch zu. Es gab viele Tote und Verletzte bei den Demonstrationen und schließlich musste Präsident De la Rua film reif im Helikopter vor dem wütenden Mob aus dem Präsidentenpalast flüchten. Anschließend wurde ein trauriger Rekord aufgestellt und es gab Innerhalb von 10 Tagen fünf Präsidenten.

Auf den Straßen herrschte pure Anarchie. Die Stadt war nicht mehr sicher. Die Menschen hatten viel oder sogar alles verloren. Die, die nun nichts mehr zu verlieren hatten ließen ihrer Not, Wut und Verzweiflung freien Lauf. Geschäfte brannten oder wurden geplündert, Menschen überfallen und in Häuser eingebrochen. Die Kriminalität war allgegenwärtig. Die Polizei war maßlos überfordert und teilweise selber ein Teil der Kriminalität.
Ich selber wurde zweimal überfallen und dabei sogar mit einer Waffe bedroht. Auch Handgeld an Polizisten zu bezahlen war Gang und Gebe. Ich wollte nur noch raus aus Argentinien. Ich war froh als ich aus dem Land war. Den Glauben an den Kapitalismus, an Papierwerte sowie an ungedecktes Geld hatte ich in Argentinien zurückgelassen. Ich fing an mich kritisch mit dem System auseinanderzusetzen und Lösungen zur Vermögenssicherung zu finden.

Fazit:
Es war der bislang größte Staatsbankrott eines souveränen Staates in der neuern Zeit.
Staatsanleihen im Wert von über 140 Milliarden Dollar wurden wertlos, ein großer Teil davon kam von Privatgläubigern, auch aus Europa und vor allem aus Deutschland. Die deutschen Bankberater empfahlen ihren Kunden die hochverzinsten Papiere, mit dem Hinweis: „Ein Staat, der kann doch gar nicht Pleite gehen.“ Pustekuchen! Kann er doch!
Der Peso verlor 75% an Wert, Immobilien bis zu 90%!
Die Banken wurden immer wieder geschlossen. Eine komplette Mittelschicht war von heut auf morgen verarmt. Die Armutsrate stieg auf unglaubliche 57% und die Arbeitslosenquote überstieg die 20%.
Das BIP verlor (offiziell) 2001 4,4% und 2002 knappe 11%. Die Inflation war bei 26%!
Innerhalb weniger Tage bildeten sich neue wirtschaftliche Strukturen. Tauschhandel und Regionalwährungen halfen vielen Argentiniern die Misere zu überstehen.
Übrigens: Die deutschen Gläubiger warten bis heute auf ihr Geld.
Und der nächste argentinische Staatsbankrott ist so sicher wie das Amen in der Kirche!
Die EU und der EURO sind gescheitert! Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Erst Island, dann Griechenland, Irland, Portugal. Bald Belgien, Spanien, Italien......

Marc Friedrich

Sonntag, 24. Juli 2011

Das Mass aller Dinge

"Geld ist das Mass aller Dinge", sagt der Finanzwissenschaftler, und seine Äuglein glänzen. "Mit Geld kann ich die unterschiedlichsten Dinge vergleichen und ihren Wert am Markt messen."

"Du hast Recht", sage ich. "Denn nirgends gibt es sonst ein Mass, das alle Dinge erfassen könnte: Flüssiges misst man in Litern, Festes in Kilogrammen, Langes in Metern, Dauerhaftes in Jahren und so fort. All das lässt sich aber in Geld messen, wenn man seinen wirtschaftlichen Wert messen will."

"Nein", sagt der Betriebswirtschaftler, "der wirtschaftliche Wert liegt nicht im Geld, sondern in der Wertschöpfung. Wertvoll ist eigentlich die produktive Tätigkeit, welche vorhandene Güter in solche mit höherem Wert transformiert. Entscheidend ist der Nutzen, den der Produzent für sich und seine Käufer stiftet."

"Du hast Recht", sage ich. "Denn erst der Mehrwert eines Produktionsprozesses schafft einen Wert, der höher ist, als jener der schon vorhandenen Güter".

"Nein", sagt der Volkswirtschaftler. "Eigentlich wertvoll ist erst der Beitrag zum Volkseinkommen, der mit der Wertschöpfung geleistet wird."

"Du hast Recht", sage ich. "Denn der individuelle Wert für Produzent und Käufer ist erst als Teil der Wohlfahrt der Gemeinschaft sinnvoll."

"Nein", sagt der Unternehmer. "Das ist Theorie. Wertvoll ist für mich, dass ich mit meinen Leuten einen sinnvollen Beitrag zum Wohlergehen meiner Kunden leisten kann. Jeder soll nach seinen Wünschen glücklich leben können."

"Du hast Recht", sage ich. "Denn der Wert des Wirtschaftens liegt doch darin, dass jeder durch seine Leistung zum grössten Glück der grössten Zahl beiträgt."

"Nein", sagt der Philosoph. "Nicht das grösste Glück der meisten Leute ist der höchste Wert unseres Strebens. Entscheidend für die Qualität des Lebens ist vielmehr die Gerechtigkeit. Die beste Lebensform ist jene, welche jeden Einzelnen am wirksamsten vor Unrecht schützt."

"Du hast Recht", sage ich. "Denn jenseits aller Güter und Glücksvorstellungen ist die Würde des Menschen das echte Mass für ein sinnvolles Leben".

"Nein", sagt nun der Banker. "Das ist mir alles zu komplex. Da halte ich mich doch lieber an das Geld. Ein Mass muss einfach sein. Mit Glück und Würde aber kann ich gar nichts messen."

"Nein", sage ich. "Wenn du das Geld allein zum Massstab machst und dabei die Wertschöpfung, das Volkseinkommen, das Glück und die Gerechtigkeit beiseite schiebst, hast du kein Mass. Dein Handeln bleibt wertlos, schadet der Wohlfahrt, macht andere unglücklich und wird ungerecht. Was du an Geld gewinnst, verlierst du an Mass. Denn Geld allein ist nur das Mass aller Undinge".

Philippe Mastronardi

Freitag, 22. Juli 2011

Hellseher oder Expertenmeinungen und -prognosen sind verlässlich

Es ist doch erstaunlich, dass nicht ausschließlich die nette kartenlegende Dame auf meinen hinteren privaten Fernsehkanälen in die Zukunft schauen kann sondern auch Politiker und natürlich Banker. Wie oft hat jeder von uns schon gehört: dieses Produkt wird sich bestimmt positiv entwickeln, die Wirtschaft wird um mindestens x-Prozent steigen, der DAX/ Dow Jones … wir Ende des Jahres bei mindestens X Punkten sein und somit um X Prozent gestiegen sein. Zu beachten ist jedoch, dass Banker ausschließlich steigende Kurse vorhersagen können. Mir wurden bisher zumindest von keinem Banker fallende Kurse prognostiziert.
Nun aber Spaß beiseite. Können Banker und Analysten wirklich in die Zukunft sehen? Nein, natürlich nicht. Jedoch glauben anscheinend immer noch ein Großteil der Banker selbst und leider auch Bankkunden, dass diese es können. Hier habe ich ein paar herausragende Beispiele zusammengetragen in wieweit absolute und Hochbezahlte Experten in die Zukunft schauen können. Am besten verlieren Sie bitte Ihren Humor nicht und nehmen Sie zukünftig Aussagen von Politikern und Bankern mit Humor und auf keinen Fall ernst.
Viel Spaß beim „Best of“ der Banker, Politiker und sonstiger Dummschwätzer die sich als hellseherische Experten darstellen.
 „Ich forme diese Industrie... In 12 bis 18 Monaten wird man auf die jetzigen Kurse der Telekomtitel blicken und sich wünschen, man hätte diese Aktien seinerzeit gekauft.“
Jack Grubman, ehemaliger Staranalyst von Salomon Smith Barney, Tochter der US-Bank Citigroup, im März 2001 zu Telekommunikationsaktien.
Heute notiert die niederländische KPN 25 Prozent, Vodafone ungefähr 40 Prozent und die Deutsche Telekom etwa 60 Prozent niedriger als damals .
 „Comroad hat das Potenzial, einer der leuchtendsten Sterne in der sich schnell entwickelnden Telematikwelt zu sein.“
Analysten der niederländischen Bank ABN Amro nach dem Höhepunkt der Dot-Com- Blase im November 2000 über die Zukunft von Comroad. Kurze Zeit später war das Unternehmen pleite .
 „Auf mittlere Sicht dürften die Preise unter 300 Dollar je Unze fallen .
Die Weltbank im September 2003 zur Entwicklung des Goldpreises. Heute kostet die Unze Gold rund 1.500 Dollar pro Unze – also fünfmal so viel.
 "Im November oder spätestens im März nächsten Jahres sollte das Vertrauen zurück sein. Bis dahin sind die Quartals- und Jahresabschlüsse von 2007 veröffentlicht. Dann sollte die Krise ausgestanden sein.“
Klaus-Peter Müller, Ex-Commerzbank-Chef im Oktober 2007 über die Dauer der Finanzkrise .
 "Die Finanzkrise wird aus heutiger Sicht keine großen Auswirkungen auf die Struktur der privaten Banken in Deutschland haben."
Frank Mattern, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung McKinsey im Dezember 2007 .
 "Aus der Finanzkrise ergeben sich keine unmittelbaren Risiken für die Haushaltsplanung. Die Bundesregierung behält daher das Ziel bei, möglichst 2011 einen Haushalt ohne Neuverschuldung vorzulegen."
Peer Steinbrück; Bundesfinanzminister; Oktober 2008 .

 Im Jahresbericht, der im November 2007 veröffentlicht wurde, gehen die “Wirtschaftsweisen” Deutschlands in ihrem Gutachten davon aus, dass eine Rezession nicht droht . Der Großteil dieser so genannten Experten wurde von der Finanzkrise schlicht und einfach überrollt. So weise sind diese Weisen wohl dann doch nicht!
 Die Bundesregierung ging im Mai 2008 von einem Wachstum von 1,2 Prozent für 2009 aus . Die Bundesbank sagte im Juli 2008 ein Wachstum von 1,5 Prozent für 2009 voraus . Der damalige Wirtschaftsminister Glos ging im Januar 2008 von knapp unter zwei Prozent Wachstum für 2009 aus . Heute ist bekannt, dass alle diese Prognosen falsch waren. 2009 bescherte der deutschen Wirtschaft ein Minus von ungefähr 5 Prozent .
 Verheerend sind auch die Prognosen folgender Experten. Die Zeitung Welt stellte im Sommer 2008 die Frage wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist. Hier die Antworten:
• Michael Bräuninger vom Hamburger Forschungsinstitut HWWI rechnet mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent.
• Kai Carstensen, Ifo: <10 Prozent
• Stefan Kooths, DIW: 15 Prozent
• Joachim Scheide, IfW: 20 Prozent
• Jörg Krämer, Commerzbank: 20 Prozent
• Rolf Schneider, Dresdner Bank: 25 Prozent
• Jürgen Michels, Citigroup: 33 Prozent

Der weltweite Handel ist 2009 so stark eingebrochen wie seit 1945 nicht mehr.
Laut WTO ging der Austausch von Waren und Dienstleistungen um 12 Prozent zurück .
Interessant ist auch was die Autoren des Buches ‚Lexikon der Finanzirrtümer‘ zum Thema Zinsprognosen aufgedeckt haben.Laut einer Studie der Hertie-Stiftung zur Vorhersage zur Rendite zehnjähriger Bundesanleihen waren von 425 Vorhersagen von 30 Banken 57 Prozent falsch.
Folglich ist es sinnvoller eine Münze zu werfen – hier ist die Chance statistisch gehen fifty : fifty .

Wie Sie sehen kann niemand in die Zukunft sehen – weder ein Banker noch Politiker noch die nette Dame, die die Karten legt. Geben Sie nichts auf die Aussagen von Bankern, Politikern und Analysten sondern auf Ihren gesunden Menschenverstand – damit werden Sie bestimmt besser fahren!

Matthias Weik
Wir lernen. Und wir vergessen.

Lernend und vergessend stolpern wir durchs Leben. Immer wieder auf der Pirsch nach Neuem. Beutegierig, profitsüchtig, unersättlich. Das Nochmehr wird zur Gewohnheit und zur Gier. Die Gier potenziert sich – bis sie uns zum Nachdenken zwingt. Ein kurzer Halt und das Spiel beginnt von Neuem. Nietzsche’s „Ewige Wiederkehr“ lässt grüssen.
Dies gilt auch für den Umgang mit Geld. Immer wieder werden wir zum Mammonsdiener. Die Konsequenzen von übermässiger Gier werden ignoriert und vergessen. Die Jagd nach noch mehr Geld ist das augenfälligste Synonym dafür – nebst vielen anderen. Auch das Leben an sich kann zur Gier werden: noch intensiver und abwechslungreicher soll es sein. Ueberall, wo gelebt wird, entsteht oder kann Gier entstehen. Das Innehalten, die Entschleunigung wird missachtet. Bis das Mehr nicht mehr glücklich und zufrieden macht. Wir fangen an zu lernen – bis wir wieder vergessen. Die ewige Wiederkehr wird uns immer begleiten. Weil wir Menschen sind und keine Roboter. Zum Glück, mit allen Konsequenzen. Es sei erlaubt zu fragen: Sind Menschen besser und wertvoller, die dieses ewig wiederkehrende Spiel durchschauen und danach handeln? Wenn’s denn so einfach wäre! Bestimmt lediglich ihr Sein ihr Bewusstsein? (Ich nicht, du auch!) Denn neugierig sind wir alle, ob wir wollen oder nicht.
Der Homo sapiens ist tatsächlich ein neugieriges Wesen. Ein Lebewesen, für das Bestehendes nur der Ausgangspunkt ist auf der Suche nach Unbekanntem und noch nicht Erfahrenem. Das Wissen von heute ist bereits morgen Geschichte, vor allem in diesen Zeiten. Technische Errungenschaften beschleunigen den Alltag – beim Broterwerb und im Zwischenmenschlichen. Beschleunigung nimmt ihren Lauf. Neue Werte werden geschaffen. Noch-schneller wird zur Norm. Bis erstes Dagegenhalten entsteht. Eine trügerische Ruhe kehrt ein. Es wird reflektiert. Neugier bleibt aber. Denn der Mensch bleibt Mensch. Langsamkeit, geschweige denn Stillstand sind in seinem Geldverdienen – System, im Kapitalismus nicht vorgesehen. Entschleunigung müsste uns aufgezwungen werden. Neues Denken und andere Ideologien müssten sie verordnen. Womit Zwang entstehen würde, wenn auch (vielleicht?) mit gutgemeinter Absicht, Gewohntes und Bewährtes zu erhalten.
Derartige Vorhaben finden aber nur wenig Gehör, wenn überhaupt. Mehrheiten berufen sich wieder auf menschliche Neu-Gier. Und wieder ist ein kurzes Intermezzo Vergangenheit. Ewiger Fortschritt wird modisch und setzt sich durch. Auch Respekt und Vernunft waren gestern. In der Wirtschaft, insbesondere dort, wo aus Geld Geld generiert wird, verlieren derartige Ueberlegungen wieder an Bedeutung. Mehr noch: Sie gelten zuweilen als naiv und zukunftsschädigend. Geld-Engineering wird zur Religion. Vabanque – Spiele in der Finanzwirtschaft, zumindest im Profitcenter „Schnelles Geld“, werden verdrängt und ignorieren nachhaltiges Schaffen. („Der Mensch ist nur da Mensch, wo er spielt“: Schiller) Die Konsequenzen von überreiztem Finanzroulette sind bekannt. Trotzdem wird weiter spekuliert. Die Alchemie wird grenzenlos. Die nächste Krise kiepitzt mit spöttischem Grinsen um die Ecke: „Ihr entkommt mir nicht!“ Die Spirale dreht sich weiter abwärts bis zum ganz grossen Knall: leben auf privaten und staatlichen Pump!
Oder wird uns eine kontrollierte Gier vor einer globalen Malaise bewahren? Werden wir diesmal frühzeitig lernen? Oder wird Vergesslichkeit einmal mehr den Lauf der Dinge bestimmen? Nietzsche’s Behauptung spricht dafür. Weil wir neu-GIERIG sind. Weil wir Menschen sind. Um es mit einer Investment – Legende zu sagen: „Wir müssen erkennen, dass unser Verständnis der Realität von Natur aus unvollkommen ist, dass Wahrnehmungen zwangsläufig verzerrt und Institutionen fehlerhaft sind.“ Georg Soros weiss, wovon er spricht. Auch er, der erfolgreiche Finanz – Spekulant, weiss zwar um unsere Lernfähigkeit, aber auch um unsere Vergesslichkeit. Vor allem wenn von Geld die Rede ist. Auch wer mehr als genügend davon hat, ist nicht davor gefeit. Auch Spekulanten sind nur Menschen. Und Geld ist offenbar eine Naturveranlagung im Menschen. Was aber noch lange nicht heissen sollte, dass der Krug zum Brunnen gehen muss, bis er bricht. Es sei denn man setzt weiterhin auf das „schnelle Geld“. Und spielt damit.
Auch uns, ohne Casino – Zutritt, bleibt so oder so nur Spekulieren. Spekulieren auf mehr Vernunft und Respekt! Auch wenn alles anders bleiben dürfte… So weit, so negativ.

Roland Huber, Zug.
Ein ganz gewöhnlicher Mensch. Zuweilen auch gierig. Zum Glück aber nicht nur nach Geld.

Dienstag, 12. Juli 2011

Niemals vergessen

16. Oktober 2008: Die internationale Finanzkrise trifft mit ganzer
Wucht die Schweiz. Regierung und Nationalbank kündigen an, für die
UBS ein Rettungspaket in Höhe von 68 Milliarden Franken geschnürt zu
haben: Die Eidgenossenschaft stellt der angeschlagenen UBS 6
Milliarden Franken in Form einer Pflichtwandelanleihe zur Verfügung.
Dazu kommen maximal 62 Milliarden von Seiten der Schweizerischen
Nati-onalbank für eine Auffanggesellschaft für faule UBS-Kredite
("Ramschpapiere").

Das UBS-Rettungspaket war ein einmaliger Vorgang in der Geschichte
der Schweiz. Die Regierung verteidigte ihr aussergewöhnliches
Vorgehen mit dem Argument, dass eine Insolvenz der Grossbank UBS die
ganze Volkswirtschaft zum Zusammenbruch bringen könnte. Die grösste
Bank der Schweiz führt unter anderem die Konten von 130'000 kleinen
und mittleren Unternehmen der Schweiz.

Die Schweiz stand unter Schock, auch wenn sich die Entwicklung
bereits seit einiger Zeit abgezeichnet hatte. Denn die UBS war in
den Strudel der US-amerikanischen Suprime-Krise geraten und musste
hohe Verluste mit Abschreibungen in Milliardenhöhe verzeichnen. Dazu
kam, dass die US-Steuerbehörden der UBS vorwarfen, Amerikanern bei
der Steuerhinterziehung geholfen zu haben.

Vorsichtsregeln missachtet

Im Dezember 2008 verabschiedete das Parlament trotz harscher Kritik
das UBS-Rettungspaket. Die Linke wollte die staatliche Hilfe an eine
stärkere Regulierung des Bankensektors knüpfen. Doch der Plan
scheiterte in diesem Moment. Allerdings stiess das spekulative
Treiben der UBS-Kader auch bei Vertretern von bürgerlichen Parteien
auf Kritik. Viele neoliberale Politiker hatten Mühe, eine Bank wie
die UBS mit Steuergeldern zu unterstützen.

Die UBS erwies sich als europäische Bank, die am stärksten von der
Krise an den amerikanischen Finanzmärkten betroffen war. Seit dem
Jahr 2000 hatte die UBS ihre Aktivitäten im Investmentbanking stark
ausgebaut und dabei alle Regeln der Vorsicht und des Masshaltens
über Bord geworfen - genau die Regeln, die eigentlich das Schweizer
Bankenwesen auszeichnen.

Dies hatte einen extremen Vertrauensverlust des Parlaments gegenüber
der Grossbank und ihrer Fähigkeit zur Selbstkontrolle zur Folge.
Die Regierung wurde daher beauftragt, ein Projekt vorzulegen, durch
welches das systemische Risiko verringert werden soll, dass die
Insolvenz einer Grossbank die ganze Volkswirtschaft gefährden kann.
Es gehe nicht an, dass der Staat wegen der Grösse einer Bank
praktisch ge-zwungen sei, diese mit staatlichen Mitteln zu stützen
(Too big to fail).

Verdoppelung des Eigenkapitals

Die Regierung folgte dem Auftrag. Und das nun von dem Parlament zur
Abstimmung vorgelegte Gesetz sieht eine bessere Verteilung der
Risiken vor, höhere Anforderungen in Bezug auf die Liquidität sowie
ein Stärkung der Eigenmittel.

Systemrelevante Grossbanken müssen demnach ihre risikogewichteten
Aktiven mit gesamthaft bis zu 19 Prozent Eigenkapital unterlegen.
Dies entspricht fast dem Doppelten der Richtlinien, die im
internationalen Abkommen Basel III festgeschrieben sind.

Das Gesetz "Too big to fail" ist vom Ständerat (Kantonskammer)
verabschiedet worden - trotz einiger Kritik von bürgerlichen
Politikern, welche die UBS-Position vertraten. Gemäss der Grossbank
schwächen die ihrer Meinung nach übertrieben harten Vorschriften
ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit.

"Die jüngste Krise hat schmerzhaft aufgezeigt, dass unsere
Volkswirtschaft im Falle der Insolvenz einer Grossbank besonders
stark gefährdet ist", hält Pirmin Bischof von der
Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) dagegen fest. Die Aktiven
der beiden Schweizer Grossbanken (UBS, Credit Suisse) erreichten 38
Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts. In keinem anderen Land
gäbe es so hohe Quoten.

"Man muss sich fragen, ob die Lektion der Finanzkrise wirklich von
allen verstanden wurde", meint FDP-Ständerat Dick Mary. "Diese Krise
ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern war die Folge einer
ruchlosen Kultur, die auf Geldgier und Spekulation fusste. Es
herrschte ein totaler Mangel an Ethik und Verantwortungsbewusstsein."

Angst vor der Volksmeinung

"Das Projekt ,Too big to fail' stellt das Minimum dar, um eine
erneute Krise zu verhindern", hält der sozialdemokratische
Parlamentarier Hans-Jürg Fehr fest. Seit 2008 habe das Parlament
alle Vorstösse der Linken gebodigt, welche eine stärkere Regulierung
der Bankenbranche forderten, darunter auch ein Begrenzung der
Vergütungen und Boni für die Manager.

In dieser Hinsicht ist im Parlament immer noch die so genannte
"Volksinitiative gegen Abzockerei" hängig. Diese verlangt, dass die
Generalversammlung eines Unternehmens die globale Vergütung der
Kader (Direktion und Verwaltungsrat) festlegt.

Die Linke will die "Abzocker-Initiative" möglichst schnell dem Volk
zur Abstimmung vorlegen. Denn sie weiss um den Unmut in der
Bevölkerung gegenüber den exorbitanten Manager-Löhnen und anderen
Entschädigungen.

So hat etwa die UBS weiterhin Millionenboni an die Mitarbeiter
ausgezahlt, auch nachdem sie durch Staatsgelder gerettet wurde. Doch
der bürgerlichen Mehrheit im Parlament gefällt die
Abzocker-Initiative nicht. Sie will Zeit gewinnen und arbeitet seit
Ewigkeiten an einem Gegenvorschlag.

Während der Sommersession hat der Nationalrat entschieden, die Frist
für die Prüfung der Initiative um ein Jahr zu verlängern. Dies hat
sogar bei einigen bürgerlichen Parlamentariern für Empörung gesorgt,
etwa bei CVP-Vertreter Pirmin Bischof: "Es ist unannehmbar, dass die
Beratung über die Volksinitiative drei Jahre in Anspruch nimmt.
Damit zeigt man, dass man Angst vor dem Volksverdikt hat."

Armando Mombelli
(Anmerkung Redaktion Häfte / Moitié: Beim hier publizierten Text
handelt es sich um einen Artikel von Armando Mombelli, swissinfo.ch,
Bundeshaus (Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob). Wir
danken Swissinfo herzlich für die ausdrückliche Genehmigung der
Wiedergabe dieses sehr informativen Beitrages.)


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Kommentar:

Zur Begrüssung ein paar Millionen

Red./ Nach dem die UBS vor dem Bankrott mit einem staatlichen
Rettungspaket von 68 Milliarden CHF gerettet werden musste, lautet
nun das neue Leitmotiv der UBS-Werbung: "Wir werden nicht ruhen".
Wie wahr.

Axel A. Weber, bis 30. April 2011 Präsident der Deutschen
Bundesbank, bekommt für seine Einwilligung, 2013 die Nachfolge von
Kaspar Villiger an der Spitze der UBS anzutreten, ein
Begrüssungsgeld. Gemäss Angaben der Frankfurter Rundschau vom 1.
Juli 2011 erhält Weber unter diesem Titel 2'000'000 CHF in bar sowie
200'000 für ein Jahr blockierte UBS-Aktien, die heute 3'000'000 CHF
wert sind. Die UBS empfängt ihren künftigen Präsidenten aus
Deutschland wie man dort damals einen politischen Flüchtling
aufnahm. Ende der 1980er Jahre erhielten Flüchtlinge aus der DDR und
aus Polen bei der Einreise nach Westdeutschland ein Begrüssungsgeld
von 100 D-Mark.

Basissalär + 2 Vergütungen für den Präsidenten

Axel A. Weber erhält zudem Dokumente über die UBS, darunter eine
40-seitige Broschüre mit dem Titel: "Unsere Vergütung 2010". Daraus
darf der designierte UBS-Präsident entnehmen, was ihn in seinem
künftigen Job pekuniär erwartet. Auf Seite 30 liest er unter dem
Namen seines Vorgängers: Basissalär 2'000'000 CHF (für Villiger auf
850'000 CHF reduziert), jährliche Aktienvergütung 500'000 CHF sowie
Sachleistungen 141'308 CHF - was zusammen 2'641'308 CHF ergibt.

Basissalär + 6 Vergütungen für die Konzernleitung

Axel A. Weber interessiert sich aber auch für die Vergütungen der 13
Konzernleitungsmitglieder. Auf Seite 28 entnimmt er einer Tabelle
den Totalbetrag von 91'030'900 CHF. Geteilt durch 13 gibt pro
Mitglied eine durchschnittliche Entlöhnung von 7'002'376.90 CHF.
Dieser Betrag setzt sich gemäss einer Übersicht auf Seite 3
strukturell zusammen aus dem Basissalär, dem unmittelbaren Baranteil
und dem aufgeschobenen Baranteil gemäss Cash Balance Plan, dem
jährlichen Bonus gemäss Senior Executive Equity Ownership Plan und
dem Performance Equity Plan, dem effektiv aufgeschobenen Anteil in
% des jährlichen Bonus, den Sachleistungen sowie den
Arbeitgeberbeiträgen an Vorsorgeeinrichtungen.

Axel A. Weber will jetzt noch wissen, wer überhaupt über alle diese
Vergütungen entscheidet. Einer Grafik auf Seite 6 entnimmt er, dass
sämtliche Bezüge der Bankspitze vom Human Resources and Compensation
Committee vorgeschlagen und genehmigt werden, einem Gremium, das dem
Verwaltungsrat und dessen Präsidenten, also ihm selbst, unterstellt
ist. Das beruhigt ihn ebenso wie der Umstand, dass ein
Begrüssungsgeld wie in seinem Fall in diesem Vergütungsbericht
nirgends vorkommt. Aber es wird ihm wohl unter der Leitlinie
ausgerichtet worden sein, die lautet: "Unsere höchste Priorität
besteht darin, ein Verhalten zu fördern und zu belohnen, das eine
nachhaltige Profitabilität und damit den langfristigen Erfolg
unserer Bank unterstützt". Er kann sie oben auf Seite 2 quasi als
Präambel zum Vergütungsbericht zur Kenntnis nehmen.

Tatsächlich, diese Bank gibt keine Ruhe.


(Quelle:
16. Jahrgang, 12. Juli 2011
Mediendienst Hälfte
Service de média Moitié
Verein für soziale Gerechtigkeit
Association pour la justice sociale
Wabersackerstrasse 21
CH 3097 Liebefeld-Bern
Tel. + 41 (0) 31 972 82 23
news@haelfte.ch
www.haelfte.ch)

Freitag, 8. Juli 2011

Mittelstand

Kürzlich bin ich dem Mittelstand beigetreten, eröffnet Silvia das Gespräch und leckt sich das Latte-Schnäuzchen von der Oberlippe. Der Mittelstand ist mir nicht fremd, da verbrachte ich meine ganze Kindheit, setzt meine ehemalige Studienkollegin das Thema fort. Während des Studiums musste ich vorübergehend austreten und mich in der Unterschicht ansiedeln. Mit allerhand Nebenjobs hielt ich mich über Wasser. Ich bewohnte in einer 2-er- WG eine 3- Zimmerwohnung – 65 Quadratmeter insgesamt – Gemeinschaftsdusche im Keller – Die Küche mit altem Gasherd war gleichzeitig das Bad, über dem Spültrog, wo ich das Geschirr von Hand abwusch, hatte ich ein Brett montiert, worauf Zahncreme, Zahn- und Haarbürste, wenig Kosmetiksachen, ein Nagelklupper, vor dem sich mein Mitbewohner ekelte, neben Zahnstocher und Rasierzeug (mir schauderte beim Anblick des eingetrockneten Rasierschaums) Deodorant, eine Schachtel Aspirin und Wattestäbchen den Platz optimal ausnutzten. Ich fand das ganze sehr übersichtlich. Nur wenn mein Mitbewohner nach dem Kochen hin und wieder vergas, die Gewürze zurück in die Bananenkisten unter der Küchenablage zu stellen und ich dann schlaftrunken anstatt nach der Zahnpaste zu greifen, den Salzstreuer in der Hand hielt, konnte ich schon mal die Nerven verlieren. Meistens aber fühlten wir uns frei, entbehrten wenig. Es störte uns nicht, dass unser Sitzplatz, gross genug um einen Grill und einen Tisch mit sechs Stühlen aufzustellen, öffentlicher Raum war und so unsere Essen von Fussgängern belebt wurden. Wir gaben schmatzend Auskunft, wenn Touristen nach dem Weg fragten und fühlten uns wie die Könige, wenn sie das offerierte Bier nicht ausschlugen.
Nun bin ich zurück im Mittelstand – jener Schicht, die für meine Eltern den Kompromiss schlechthin darstellte. Meine Mutter bekam das obligate Einfamilienhaus – darunter hätte sie’s nicht gemacht – und mein Vater konnte sein soziales Gewissen wahren (mehr zu besitzen wäre für ihn politisch nicht vertretbar gewesen).
Und - frage ich, nachdem Silvia lange gedankenverloren an dem Latte-Macchiato nippelt – findest du dich wieder zurecht? Mmh, meint sie träumerisch, für das Haus reicht es bei weitem noch nicht, und das Auto ist auch nur geleast, aber wir verdienen schon so viel, dass wir uns die Kinderkrippe gerade nicht mehr leisten können. Oh, erwidere ich bedauernd, und was macht ihr, wenn die Grosseltern nicht mehr mithalten können mit dem Kinderhüte-Dienst? Dann, setzt Silvia entschlossen an, ziehen wir definitiv wieder in die Unterschicht.

Gabriela Wild
Ein motivierender Bonus

Vor einigen Jahren wurde ich „motiviert“ für den Bereich Vertrieb mit Aussendienstmitarbeitern ein Bonussystem zu erarbeiten. Ziel: Ankurbelung der stagnierenden Umsatzkurve. Selbstverständlich hatte ich dazu alle nur erdenklichen statistischen Werte zur Verfügung. Ich war, wie mein damaliger Vorgesetzter, der Meinung, dass dies auch funktionieren würde. Nach einem Entwicklungs-Prozess zusammen mit dem Verkaufsleiter und den Aussendienstmitarbeitern (Absichtserklärung, Zielfestlegung, Evaluation, Mitarbeiter-Gespräche, etc.) wurde dieses Bonussystem eingeführt. Wir hatten eine beachtliche Energie in die Erarbeitung und vor allem in die Verhandlungen der Bonuspläne investiert. Bei der Standortüberprüfung nach drei Jahren fiel das Ergebnis absolut ernüchternd aus. Der Verkaufsleiter stritt mit seinen Mitarbeitern nur noch über die Leistungsbemessungsgrenzen und Ungerechtigkeiten; ja sogar das Wort Nötigung soll gefallen sein. Was war geschehen? Aus meiner Beobachtung haben sich die Mitarbeiter auf die Kalkulation und Manipulation des variablen Einkommensanteils konzentriert, statt sich um den Kunden zu kümmern. Ihre Energie floss nach Innen (zum Gehalt) statt nach Aussen (zum Markt). Die Frage lautete fortan nicht mehr: „Was muss ich tun, um mit meiner Arbeit den grösstmöglichen Nutzen für die Kunden und das eigene Unternehmen zu stiften?“, sondern „Was muss ich tun, um die grösstmögliche Belohnung zu erhalten?“.

Heute, betrachtet aus grösserer Distanz, rate ich allen von solchen (selbst-)regelnden und (selbst-)gerechten Anreizsystemen ab. Der Prozess des Arbeitens, aber mehr noch die Wertigkeit der geleisteten Arbeit werden gleichsam „übersprungen“ mit Blick auf die winkende Belohnung. Das ist meines Erachtens auch ein Grund, warum viele Mitarbeiter dem Satz: „Ich arbeite, um danach zu leben!“ zustimmen. Aus Sicht des Motivierenden muss ich heute ehrlicherweise sagen, all unsere pekuniären Motivationsbestrebungen haben die ganzheitliche unternehmerische Motivation zerstört!

An dieser Stelle nur soviel: Ungleich befriedigender und sicher auch langfristig erfolgreicher ist es doch, mit Menschen zu arbeiten, die auf der Basis klar vereinbarter Rahmenbedingungen tun, was sie tun – ohne auf weitere Anreize zu warten. Für jene die das Ergebnis ihrer Arbeit Bedeutung hat und nicht die möglicherweise darauf folgende Belohnung. Jene, die etwas tun, weil es „ihre Sache“ ist. Besser erscheint mir, und dies zeigen auch meine jüngsten Erfahrungen, eine klare Entscheidung für eine verführungsfreie(re) Unternehmenskultur der Vereinbarung zwischen mündigen Menschen. Denn wenn wir die Herausforderungen der Zukunft bestehen wollen, brauchen wir eigensinnige, vereinbarungsfähige und verantwortungsfühlende Menschen, die gerne mitmachen und über unsere eigene Generation hinaus denken können. Die sich aber auch selbst im Rahmen gemeinsamer Zielabsprachen und Spielregeln selbst fordern, sich mit ihrem Umfeld gemeinsam entwickeln und auch selbst beschränken. Diese Menschen müssen wir in jeder Form ernst nehmen, sonst graben wir ihnen das „Motivations-Wasser“ ab. Wenn uns dies nicht gelingt werden wir uns in Zukunft wohl an Antrittsboni gewöhnen müssen, die ausbezahlt werden, bevor die “Angestelltenstelle“ angetreten ist.

René Kläy

Vorsitzender der Geschäftsleitung

www.zuwebe.ch

Montag, 4. Juli 2011

Unverhoffte Freiheit vom Geld

Die Mittelschicht – und die Schweizerinnen und Schweizer sehen sich ja alle als untere, obere oder mittlere Mittelschicht, ein einig Volk von Mittelschichtlern, niemand hier würde sich als Mitglied der Ober- oder (Gott oder was auch immer behüte!) gar der Unterschicht bezeichnen – lebt zu den heutigen Zeiten materiellen Wohlstandsüberflusses in einer ambivalenten Beziehung zum Geld: Man hat zwar Geld, man kann sich vieles leisten, auch vieles, sehr vieles, das man eigentlich nicht wirklich bräuchte („Aber es ist so günstig!“, „Dieses Modell ist ein bisschen besser als jenes, das ich schon habe“, „Man gönnt sich ja sonst nichts“, und der Nachbar hat auch eines ...). Dennoch kann man sich nicht einfach alles leisten, nicht gedankenlos, nicht alles ist möglich, man hat nicht jene Mengen Geld, die einem unabhängig machen, die einem eine Zukunftsplanung unter dem Aspekt: Wovon lebe ich? ersparen. Geld ermöglicht vieles; Geld bedeutet Freiheit, und zwar Wahlfreiheit (allerdings werden die wählbaren Alternativen noch durch weit mehr eingeschränkt als lediglich durch das uns verfügbare Geld, zum Beispiel durch Gesetze, gesellschaftliche Praktiken und Werte, Verfügbarkeiten der nötigen Ressourcen etc.). Doch scheint uns offenbar, dass erst richtig hohe Summen, Summen, wie wir sie höchstwahrscheinlich nie erreichen werden, uns jene Wahlmöglichkeiten eröffnen würden, die uns glücklich machen könnten. Und obwohl wir mit steigendem Wohlstand immer mehr Dinge kaufen und konsumieren können, werden wir nicht glücklicher, nicht erfüllter. Immer gibt es noch mehr Dinge, noch teurere, noch neuere, noch besser designte und prestigeträchtigere Dinge, die man erwerben könnte, genug Geld vorausgesetzt. Wachstum ist das allgegenwärtige Schlagwort, Wachstum der Wirtschaft, Wachstum des Konsums, Wachstum des Ressourcenverbrauchs und des Abfallberges. Auf der psychologischen Ebene wird aus dem stetigen Wachstum des individuellen Konsums eine endlose Sucht nach mehr, das dann die Leere doch nicht zu füllen vermag – aber wenigstens vertreibt die Jagd nach den noch neueren, noch schnelleren, noch schöneren, noch teureren Dingen die Langeweile und gibt einem einen Grund, die eigene Lebenszeit hauptsächlich mit entfremdeter Arbeit und immer mehr Geldverdienen rumzubringen.
Die Freiheit, die das Geld verspricht, kann eine trügerische sein. Und paradoxerweise – ich spreche hier aus eigener Erfahrung – kann die Situation, nur wenig Geld zur Verfügung zu haben, nur gerade genug, um einen sehr einfach gestalteten Alltag finanziell zu bestreiten, unverhoffterweise eine andere Freiheit eröffnen: die Freiheit vom Konsumzwang. Sich nicht mehr dauernd zu überlegen, soll ich das kaufen oder jenes – oder gar keines? Könnte ich nicht noch ein neues X brauchen? Solche aus unserem materiellen Überfluss dauernd entstehenden Fragen entfallen völlig, weil sowieso kein Geld da ist. Werbung nimmt man gar nicht mehr wahr; Werbung und Angebote, die ganze Marktschreierei geht einem nichts mehr an, denn sie richtet sich jene Leute, die genug Geld haben, um im Konsumzirkus mitzutanzen. Keine unterschiedlichen Angebote mehr gegeneinander abwägen, weil man eh nur das absolut Notwendige erwerben kann. Die jede Saison wechselnde Mode – und es scheint mit fortschreitender Konsumkadenz immer mehr Saisons pro Jahr zu geben – kann einem egal sein, man hat ja noch Kleider, um sich anzuziehen, und in nicht allzu langer Zeit wird der letztjährige letzte Schrei wieder die neuste Mode sein. Knapp bei Kasse zu sein kann als grosse Befreiung erlebt werden, als Erleichterung, als Ausscheiden aus einem sich immer schneller drehenden Konsumkarussell und der dafür notwendigen Jagd nach mehr Geld (denn der Konsum will ja finanziert sein), einem Konsumkarussell, dessen Spiel nie zu enden scheint – bis die Ressourcen dann definitiv allzu knapp werden, aber das überlassen wir ja gerne unseren Nachkommen ...

Katharina Meyer