Donnerstag, 11. August 2011

Hauptsache billig!

Als Schnäppchenjägerinnen und –jäger sind wir stolz auf unsere Beute. Es gibt für uns nach dem erfolgreichen Ergattern der Trophäe nichts Schöneres, wenn Mitmenschen sich nach dem Preis der neuen Habe erkundigen. Meist im beiläufigen Ton geben wir dann nur zu gerne den unglaublich günstigen Betrag bekannt. Die darauffolgende Verblüffung und Anerkennung unseres Gegenübers geniessen wir in vollen Zügen.

Etwas billiger zu bekommen, setzen wir oft mit ‚Gewinn’ gleich. Obwohl wir Geld ausgeben, glauben wir, dass wir etwas zurückerhalten. Wir lieben das Gefühl, dass wir nicht übers Ohr gehauen worden sind. Im Gegenteil: Wir waren schlauer, die anderen, die mehr bezahlen, das sind die Dummen! Aber ist das wirklich so? Ist billig immer besser ¬- und Geiz wirklich geil?

In der Regel wissen wir, was ein Liter Milch oder ein Kilo Brot kostet. Das heisst, wir kennen den Marktpreis für viele Dinge. Erst durch diese ‚festgesetzte Zahl’ können wir das Produkt oder die Dienstleistung einordnen. Doch kennen wir auch den realen Warenwert?

Ist es nicht so, dass wir bei manchem Schnäppchen übersehen, dass seine wahren Kosten nicht bei uns, also den Käuferinnen und Käufern, verrechnet werden, sondern andere dafür bezahlen? So stellen einige Firmen Produkte her, welche die Umwelt belasten oder bei denen Menschen unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Und alles, damit wir billige Ware haben. Denn je mehr verkauft wird, desto mehr Umsatz für die Firma. Die Mehrkosten für Umweltschäden und Sozialabgaben trägt später die Gesellschaft ¬¬– also wir. Warum schon heute mehr bezahlen? Was meinen Sie?


Edy Walker, Vorsitzender der Geschäftsleitung a.i.
Alternative Bank Schweiz

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