Montag, 19. September 2011

Klargeld textend

Ein Blick auf die Schule: Ein Blick auf die Lehrpläne der ›gesinnungsbildenden Fächer‹ der Volksschulen und Gymnasien zeigt doch, wie sehr die dort herrschenden Gedanken die Gedanken der Herrschenden widerspiegeln. Und die Lehrerchen denken immer noch, sie erzögen die Schüler zum eigenständigen Denken – und man bleibt doch innerhalb des Systems: Du sollst mal Geldi-Geldi verdienen; was man hat, das hat man; das kannst du in deinem Lebenssäcklein gut brauchen; immer brav strecken, wenn du was sagen willst; nein, richtig ist das, was ich für richtig befinde.
Aber der Sch!–sch!!–sch!!!–Staat, der für Berufstöter von jeher ein Herz und für Literatur kein Hirn hat, der nur gewerbliche und turnerische Massstäbe gelten lässt, Militär und Wirtschaft, Krieg und Geld, der Staat, diese Exekutive der Besitzenden, Gerechtigkeit, die erlobby mir, der Staat, der das Bildungsmonopol hat, weshalb 80 Prozent der Eidgenossen kein Buch lesen WISCH: Ei, freilich, da macht es dann auch nichts, wenn die Rede- und Schreibfreiheit wieder mal eingeschränkt wird, denn sie nutzen ja nicht einmal die Denkfreiheit.
Der Staat also, von links nach rechts, eh nur eine Richtungsangabe für die Fahrenden, für die Fräsenden, für die Besitzenden, für … Der Staat also und seine liebsten Bürger, die Patrioten, die PattRIOT, die … WISCH Dafür, dass die Patrioten vorgeben, ihr Land zu lieben, werfen sie mir ein bisschen zu viel Müll drauf. Atommüll. Benzin. WISCH Ach, Zeiten zum Davonfahren. Auch vor sich selbst. Car-a-kiri. »Jetzt wird wieder Gas gegeben.«
WISCH
Oder wie kann man nur als erstes einen neuen Autobahnabschnitt befahren wollen? Als erstes im Super-duper-Media-Markt einkaufen? Das Gefühl, etwas zu entjungfern? Mit Geld? Peng! WISCH Alles muss möglichst wenig kosten. Marke Billigschrott. Nur beim Auto darf’s gern ein bisschen mehr sein. Peng!
WISCH
Investieren Sie in Fahrkarten. Nicht in Zuschlägen. Gegen die Natur. PENG!
Aber Natur, das ist doch, wo wir hinbrausen, um uns zu erholen, und dann zurückbrausen, mit Gehupe an jedem Ort, wo es nicht avanti geht. PENG!
Aber, Natur, gell, das sind doch auch wir, nicht wahr? Genau, sagt die Kirche. Nur sind wir mehr, viel mehr, die Obersten. Deshalb müssten wir auch klüger sein. Uns endlich weiterentwickeln. Die Tiere schützen. Nicht fressen. Züchten.
Aber weiterhin sehen Staat und Kirche uns als Oberste, als Oberste in der Pyramide, mit kleinem spitzen Kopf, um oben, um das Nicht-Gehirn oben reinzuquetschen, zuoberst, wo es eng ist, wo …
WISCH
Der Besitzesstand, also 90 Prozent aller heute, ist vor allem für mehr Asphaltstrassen, weil dann die Pflastersteine sicher nicht mehr als Wurfgeschosse missbraucht werden können gegen Sicherheitskräfte. Die die Besitzenden schützen. Vor allem die, die viel besitzen.

Moni Kreidi, Schriftstellerin

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