Freitag, 17. Juni 2011

GELDQUELLEN

KREIS

Kreisläufe – wir kennen sie und wir lieben sie. Mindestens Ihren Blutkreislauf sollten Sie lieben. Denn er ist das A und O Ihres ganzen Lebens und Liebens.
Den Wasserkreislauf kennen sie auch ganz gut. Den lieben Sie etwas weniger. Zumindest wenn es regnet. Aber ohne die 60% Wasser in Ihnen drin läuft schliesslich nichts, auch nicht der Blutkreislauf. Aber das sind ja nur kleine Nebenstrecken. Wasser ist fast überall: Bäche, Flüsse, Meere, Seen, Nebel, Wolken, Regen, Wasseradern, Quellen. Der Wasserkreislauf umspannt die ganze Erde. Genau wie der Geldkreislauf inzwischen. Aber den kennen Sie vermutlich am wenigsten. Doch das wird sich jetzt ändern.

BACH

Dazu fangen wir mit dem Wasserkreislauf an:
Er schwingt, er pulsiert, angeregt durch die Temperaturunterschiede von Tag und Nacht, von Mond- und Sonneneinflüssen, von Erwärmung und Abkühlung. Das Wasser ist passiv, fast könnte man sagen „neutral“. Die Sonne bringt es zum Verdunsten, durch Kapillarität in den Pflanzen lässt es sich nach oben ziehen und findet sich weit oben zu Wolken zusammen bis es durch die Schwerkraft wieder herunter regnet. Es versickert und fliesst durch Boden und Gesteine. Dabei nimmt es Informationen und Mineralien aus der Umgebung mit, quillt wieder hervor oder wird durch Pflanzen aus dem Boden gesaugt, wird durch Tiere und Menschen getrunken, kreist durch deren Kreisläufe und auch da transportiert es Nährstoffe, Hormone, Informationen, alles was an anderen Stellen gebraucht wird oder als Abfall entsorgt werden muss. Manchmal landet es in einem Stausee. Oft ist es viele Jahre im Meer. Stellen Sie sich vor, dass die Wassertropfen kleine Geldtropfen wären, winzig kleine flüssige Münzen oder winzig kleine runde Nullen – jeweils eine umrandete Leere, innen hohl, so dass man das, was transportiert werden soll, in sie hineinfüllen und abtransportieren kann – so wie mit kleinen Güterwagen. Zwischendurch gibt es ein paar Einsen, Zweien, Dreien als Lokomotiven – verschieden stark, je nachdem, was und wie viel transportiert werden muss. Stellen Sie sich das vor und dann bekommen Sie eine Idee von einem gut funktionierenden Geldkreislauf.

FLUSS

Aber der heutige Geldkreislauf sieht etwas anders aus. Dem wollen wir einmal nachgehen.
Er heisst nämlich nur so: Kreislauf. Der Wasserkreislauf ist tatsächlich einer, auch wenn es hier und da fehlt, so wie in unseren inzwischen auch einmal austrocknenden Flüssen und sich leerenden Stauseen. Weltweit gesehen bleibt die Wassermenge gleich. Nur die Verteilung ändert sich. Die Gletscher schmelzen ganz, die Arktis verschwindet langsam, hier wird der Regen weniger, dort regnet es mehr, hier wird es trocken, da säuft man ab. So ungefähr ist es doch auch beim Geld, sollte man meinen: Die einen schwimmen darin, die anderen haben leere Taschen. Der Reichtum der einen ist die Armut der Anderen. Das stimmt, aber nur zum Teil. Denn es gibt da die Wirkung von Zins und Zinseszins – Wer hat, dem wird gegeben.

SEE

Sehen wir uns das einmal genauer an.
Wasser ist ein allen gemeinsam zur Verfügung stehendes Gut. Es gehört niemandem, sondern es steht der ganzen Erde mit all seinen Naturerscheinungen und Lebewesen zur Verfügung, soweit es noch nicht privatisiert ist.
Geld jedoch ist Privateigentum. Aber wem gehört es? Demjenigen, der es besitzt? Oder dem, der es herstellt? Den müssen wir erst einmal noch suchen und finden.
An dieser Stelle können wir erst einmal nur feststellen, dass es eine Menge wohlhabender Geldbesitzer gibt. Ihr Geld haben sie unseren Banken anvertraut. Wäre Geld Wasser wären sie Wasserbesitzer und die Banken Wasserbanken. Nennen wir dieses Geld deshalb Wassergeld. Deren Besitzer sind heutzutage nur bereit ihr überschüssiges Wassergeld auch für andere bereit zu stellen, wenn sie dabei Gewinn machen können, also Zinsen erhalten. Stellen Sie sich einmal vor, Wasser würde sich so verhalten. Es würde nur zur Energiegewinnung aus dem Stausee heraus fliessen, wenn per Vertrag zwischen Wasser und uns Menschen sichergestellt wäre, dass danach mehr Wasser von uns herbeigeschafft wird als vorher im Stausee war, so eine Art Wasserzins, durch den der Stausee immer weiter gefüllt wird. Zusätzlich wird vom Stausee gefordert, dass die Staumauer von uns ständig erhöht werden muss, damit auch sicher das Wasservolumen nicht verloren geht. Es gäbe keine Obergrenze von Bereicherung. Das Wasser wird immer mehr und wir müssen dafür sorgen, dass die Staumauer höher und höher wird und ausserdem nicht brechen darf. Erinnert Sie das an das „To big too fail“?
Nun, beim Zins sagt man, dieser sei nötig, damit der Kreditnehmer unter Druck stehe, den Kredit auch zurück zu zahlen. Aber wir könnten doch sicherlich Regelungen finden, dass er das auch ohne Zinsdruck tut, so wie wir schliesslich anderes Ausgeliehenes ebenfalls zurück geben. Ohne Zinsen lohnt es sich für den Geldbesitzer einfach nicht, das Geld rauszurücken. Das ist das Problem.
Dagegen im Stausee: Ständig verdunstet Wassergeld nach oben und nach unten versickert ein Teil – das Gegenteil passiert also bei lagerndem, ruhendem Wasser. So vernünftig geht es in der Natur zu. So wäre das mit Wassergeld. Und auch bei unserem Geld könnte es vernünftig zugehen, wenn wir es wollten. Stellen wir uns einmal eine Idealsituation vor:

MEER

Da gibt es zum einen die Zentralbank, bei uns in der Schweiz ist das die Nationalbank, die das Geld druckt und an Geschäftsbanken ausleiht, aber auch nicht gedrucktes Geld, das nur als Buchung geschaffen wird, leiht sie an diese aus – je nachdem wie sie es haben wollen. Alles Geld ist Kredit, nur ausgeliehen. So wie auch alles Wasser, das wir als Menschen brauchen, nur ausgeliehen ist, ausgeliehen von der Natur an uns. Aber wie viel Geld es gibt, das ermittelt und bestimmt die Zentralbank. Es ist abhängig von der Wirtschaftsintensität und der Menge der beteiligten Menschen.
Zum anderen gibt es neben diesen Krediten das Geld der Geldbesitzer, die es übrig haben. Zu ihnen ist Geld hin geflossen, so wie das Wasser in die Stauseen und Meere. Das sind die zwei Wassergeldquellen. Aus ihnen muss das Wassergeld weitergeleitet werden zu Menschen mit Bedürfnissen, die sie mit Hilfe von Wassergeld befriedigen können und zu unternehmerischen Ideen wie zu Samenkörnen, damit diese keimen können.

WOLKEN

Samenkörner, das sind also die guten Ideen von Unternehmern, die etwas auf fruchtbarem wirtschaftlichem Boden wachsen lassen wollen, etwas das den Bedürfnissen der Menschen und der Welt entspricht. Die Banken entscheiden, wer wie viel bekommt. Sie überlegen, welche Samenkörner die besten und nützlichsten sind, damit kein Unkraut wuchert. Und bringen das Wassergeld zu ihnen. Es darf nicht zu viel sein, damit die keimenden Pflanzen nicht ertrinken, damit es nicht zu viele werden und es darf nicht zu nicht zu wenig sein, damit keine Wüste entsteht. Und wir fragen uns hier mal zwischendurch, ob unsere heutigen Banken das wirklich gut machen: Das Richtige wird in der richtigen Menge am richtigen Ort produziert durch das Geld der Banken?
Man könnte entgegnen: Auch in der Natur entscheidet nicht die Wasserbank, sondern der Natur-Markt, was wo und in welcher Menge wächst. Die Wolken regnen dort, wohin der Wind sie gerade weht. Nun, welcher Geist oder welche Naturgesetze auch immer für eine Balance sorgen: Die einzelnen Natur-Markt-Teilnehmer sind nicht manipulierbar. Sie handeln nach innerem Plan und Instinkt. Fairness und Gerechtigkeit gibt es nicht. Es kommt, wie es kommt. Wir dagegen haben es schwerer. Wir haben Verantwortung. Wir handeln mit mehr oder weniger Bewusstsein und Moral. Beide wachsen in uns, aber beide sind auch beeinflussbar, sind manipulierbar. Und zwar von denen, die den Markt beherrschen. Und wer ist das?

REGEN

Gehen wir weiter mit unserer Vorstellung vom Idealfall einer Wirtschaftssituation: Der Unternehmer hegt und pflegt seine Samenkorn-Idee, begiesst sie mit Wassergeld von der Wasserbank und sorgt sich um das daraus wachsende Pflänzlein. Er giesst es mit Arbeitskräften, Rohstoffen, Hilfsgütern, ergänzt diese durch Zulieferungen bis zur Perfektion, kauft Verpackungsmaterial für die Früchte seiner und seiner Mitarbeiter Arbeit. Alle werden dafür mit Geld, als sei es das Wasser des Lebens, bezahlt.
Und auf dem Markt, auf dem nun die Früchte ihrer Arbeit neben all den Produkten anderer Produzenten angeboten werden, kauft jeder für sich selbst all das, was er und sie brauchen und was andere in der Zwischenzeit produziert haben. Der Unternehmer rechnet genau, wie viel er ausgegeben hat für seine Produktion und die Dienstleistungs-Gebühren bei der Wasserbank, damit er auch so viel beim Verkauf wieder zurück bekommt, wie er vorher ausgeliehen hat. Tag für Tag geht das Geschäft. Die Menschen sind freudig bei der Arbeit, manchmal kommen sie ins Schwitzen. Ehrlich und warmherzig reden sie auf dem Markt miteinander, freuen sich gemeinsam über die Erfolge ihrer Produktion, ein buntes Treiben sorgt für heitere Stimmung. Das ist wie die Wärme des Sommers bei den Jahreszeiten: die Gemeinschaft der schaffenden Menschen, über Handel und Geld in fairen Austauschprozessen miteinander verbunden. Und Abend für Abend wird das Wassergeld in der Kasse gezählt, zur Bank gebracht und dort verbucht, bevor es in der kühlen Nacht des Wassergeld-Stausees verschwindet. Ruhig und geordnet, gestapelt, erstarrt wie kurz eingefroren liegt es da, bis es wieder gebraucht wird. Das ist wie die Kälte des Winters. Es liegt da bis es wieder gebraucht wird am nächsten Morgen oder im nächsten Frühjahr für die nächste gute Idee, die wachsen soll.
Aber wovon lebt die Bank? Aus den Stausee-Reserven versickert und verdunstet Wassergeld, das die Bank als Gebühren und Gehälter für ihre organisatorische Arbeit erhält. Wer Wassergeld zur Bank bringt und es verwalten lässt, der muss etwas dafür bezahlen und kann nicht noch etwas daran verdienen.

GEWITTER

Doch was passiert, wenn ein raffinierter Unternehmer und eine raffinierte Bank sich auf dem idealen Markt eingeschlichen haben? Der Unternehmer fordert einfach ein gutes Stück mehr für seine Produkte, als er von der Bank erhalten und investiert hat. Klar, er braucht auch etwas für sein gutes Leben, für sein immer besser werdendes Leben. Er will für sein unternehmerisches Risiko belohnt werden und er will den anderen zeigen: Ich bin der Beste. Ich verdiene das meiste! Ich.
Aber er zahlt auch an die raffiniert raffende Bank zurück, und sogar bei weitem mehr als er Kredit bekommen hat, denn die Bank fordert happige Zinsen. Seine Produkte sind entsprechend teuer. Da liegt es schon drin, dass auch die Bank gut verdient. Schliesslich kümmert die sich auch um die Vermehrung seiner inzwischen vorhandenen reichlichen Geldreserven.
Das ist das eine. Aber die Bank ist noch weitaus raffinierter. Sie will das Geld ihrer Kunden nämlich nicht nur an Kreditnehmer neu verteilen, sondern sie will vor allem Gewinn machen. Gewinn ist wichtiger als sinnvolle Kreditverteilung. Und so verdient sie ihre Gewinne inzwischen nicht mehr nur mit der Weitergabe der Reserven des reichen Unternehmers, sondern sie produziert nun auch selbst Geld. Die Bank ist selbst Produzent geworden. Nicht umsonst nennt man Banken und Co. heute Finanz-Industrie: Sie produzieren! Nullen und Einsen. Digitale Buchungen. Vor allem Nullen. Das produzieren sie. Jede Null eine Blase – bis sie platzt. Und das wollen wir uns nun genauer ansehen.

ÜBERSCHWEMMUNG

Da gibt es also Geldscheine und Münzen, unser Bargeld. Aber davon brauchen wir nicht viel. Erheblich mehr Geld, wenn auch weniger als der inzwischen superreiche Unternehmer, haben wir auf unseren Bankkonten und bei unseren Rentenversicherungen. Haben wir wirklich? - Das meinen wir nur. Die Bank hat es.
Aber auch sie hat es nicht wirklich. Sie hat nur eine Buchung auf einem Konto mit unserem Namen. Wo aber ist das Geld? Es ist nirgends. Nur Nullen und Einsen, digitale Buchungen. In Ausnahmefällen werden diese weiter verliehen. Aber das ist mehr Vergangenheit als heutige Realität.
Wir müssen feststellen: Geld sind Buchungen auf Konten und wir können diese Buchungen teilweise als Bargeld beziehen. Würden wir nur noch mit Karten zahlen, würde das Bargeld verschwinden. Heute sind es noch um die zehn Prozent des Geldes – für unsere weiteren Überlegungen und die Zukunft des Geldes ist das unwesentlich. Aber durch dieses Giralgeld geht die Geldproduktion für die Banken inzwischen ganz einfach:
Kommt ein Kunde zur Bank und braucht einen Kredit für einen grösseren Einkauf, für ein Haus oder eine Geschäftsidee, dann kann die Bank den gewünschten Betrag einfach auf dessen Konto gutschreiben. Bei jeder Kreditvergabe ist das möglich – mit Buchung und Gegenbuchung, ganz sauber. Beide werden bei vollständiger Tilgung wieder zu Null, verschwinden im Nichts. Per Vertrag werden Zinsen und Rückzahlung vereinbart und ein kleiner Teil, zwei Prozent der Kreditsumme oder ein bisschen mehr, muss von der Bank bei der Zentralbank in Form von Wertschriften hinterlegt werden. Dieses Bisschen muss sie haben, mehr nicht.
Und was kriegt sie dafür? Vom Kreditkunden Zins und Zins und Zins und Zins, täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich.
Und wo kriegt der es her? Von anderen Marktteilnehmern, Arbeitgebern, Kunden.
Und wo kriegen die es her? Ebenfalls von anderen ... . Und so weiter.
Inzwischen hat die Bank an diese nämlich auch Kredite vergeben. Die Zinsen der alten Kredite werden mit neuen Krediten bezahlt. So wie wir das von den Staatsverschuldungen zum Beispiel hören. Immer neue Kredite werden für die Tilgungen der alten Schulden bereit gestellt. Diese Kredite bekommen aber nicht nur die gleichen Schuldner, sondern auch immer neue. So produzieren die Banken heute ihre eigenen Gewinne von morgen.
Und das Geld wird immer mehr. Und immer gewinnt die Bank.
Ein Bombengeschäft. Aber es gibt inzwischen längst leisere Geschäfte - die der Finanzindustrie. Riesige Spekulationsgewinne auch ohne erklärungsbedürftige Kriege und kritisch hinterfragte Rüstungsaufträge. Spekulation dient ja allen, auch unseren Rentenanlagen. Wovon sollen wir sonst später leben?
Für Spekulationsgeschäfte, die man auch Investmentbanking nennt, geben die Banken am liebsten Kredite. Denn daran verdienen sie auch am meisten. So wird von ihnen besonders viel Kreditgeld produziert, wenn die Spekulation heiss läuft, wenn die Blasen schnell wachsen – immer in der Hoffnung, dass man sich noch schnell aus ihnen zurückziehen kann bevor der Knall kommt. Die ganz guten Profis schaffen das. Die meisten verlieren. Wir sehen: Auch da wird aufgerüstet bis es knallt.
Ist eine Bank so gross geworden, dass wichtige Teile der Wirtschaft von ihr abhängig sind, dann wird sie beim grossen Knall vom Staat gerettet. Schon darum muss man als Bank möglichst gross sein. Ist der Stausee gross genug, dann darf die Staumauer nicht brechen, die Überflutung wäre eine Katastrophe: „Too big to fail“.
Die Entleerung des Stausees funktioniert bei der Geld-Bank aber etwas anders als bei der Wasser-Bank. Erst schwimmen wir, das heisst vor allem die Investment-Spekulanten, in Geld und immer mehr Geld, ihre so genannten Finanzprodukte werden gekauft und verkauft und wieder gekauft und verkauft. Und immerzu werden sie teurer und damit zu mehr und mehr Geld. Es ist wie in einer gigantischen Geldbadewanne, in der wir schön warm baden, noch. Aber plötzlich wird jemand skeptisch, ob sich weitere Käufer finden. Dazu braucht es nur eine Kleinigkeit. Der Verkauf klappt nicht mehr, bricht zusammen. Der Stöpsel in der Badewanne wird undicht, rutscht, und ist er erst mal raus, dann gibt es kein Halten mehr. Es gibt einen gewaltigen Strudel und das Geld verschwindet im Gulli wie in einem Schwarzen Loch und saugt unseren vermeintlich sicheren Wohlstand und die Lebensgrundlagen der halben Menschheit gleich mit weg. Das geht ruckzuck. Selbstverständlich gehören wir zu der anderen Hälfte der Menschheit, meinen wir.
Die Nullen platzten. Die Einsen, Zweien, Dreien helfen auch nicht mehr viel. Was nützen Lokomotiven ohne Züge?

WASSERADERN

Ganz anders also als das Wasser verhält sich das Geld, so wie es heute produziert wird: Es wird immer mehr. Und das geht, weil es Giralgeld ist, nur Buchungen von Nullen und Einsen, kaum noch Bargeld. Und es muss so gehen, weil unsere Banken private, auf Gewinn orientierte, richtig gute kapitalistische Unternehmen sind. Das Geld ist faktisch nicht mehr unter Kontrolle der Nationalbank. Die Geschäftsbanken schöpfen es selbst. Sie verdienen an den Zinsgewinnen und Gebühren, die mit anderen, meist späteren Krediten finanziert werden. Und mit dem Geld von denen, die ärmer werden in dem grossen Zwangscasino. Die Kreditzinsen werden also im Wesentlichen nicht an Sparer weiter gezahlt, sondern diese erhalten nur einen kleinen Teil davon, mit dem man sie, also uns, ködert, damit wir Kunden unserer Banken werden. Und dann möglichst auch in ihre für uns kostspieligen, für sie aber durch Gebühren Gewinn bringenden Geldanlagestrategien einsteigen. Wir, und genauso unsere grossen Geldverwalter, die unsere Renten und sonstigen Versicherungen bewirtschaften. Was für ein gigantisches Geschäft sich die Banken da in ihre eigenen Hände gespielt haben: das Geschäft einer teuflischen Geldvermehrung, die letztlich alles zu Geld machen muss, wenn man es konsequent zu Ende denkt.

QUELLE

Aber würde Ihnen das nicht auch gefallen, wenn Sie ständig reicher würden, indem Sie digitale Nullen und Einsen produzieren, dann ausleihen und noch mehr Nullen und Einsen dafür zurück bekommen? Was Sie davon haben? Nun, das Schöne ist, dass Sie die dann richtig verprassen können, ausgeben für alles Kaufbare, das Sie brauchen oder auch nicht brauchen können: die delikatesten Lebensmittel, die edelsten Kleider, die schönsten Villen in den nobelsten Traumlagen, das gepflegteste Personal, auch zur Begleitung auf den verrücktesten Touren um die ganze Welt und wenn Sie wollen auch für ein paar Runden in der Umlaufbahn um die Erde drum herum, damit Sie überblicken können, was Sie sonst noch nächstens haben könnten: ein paar Inseln, ein paar korrumpierbare Regierungen, ein paar Landstriche mit wertvollen Rohstoffen, mit fruchtbaren Böden auch, denn Hungrige zahlen den letzten Rappen für ein Stück Brot, natürlich ein paar weltweit erfolgreiche Unternehmen, so dass sich mit der Monopolbildung die Börsenkurse Ihrer Besitzungen spekulativ beeinflussen lassen.
Das müssen Sie natürlich nicht alleine machen. Die Finanzindustrie hilft Ihnen dabei. Bis die nächste Blase platzt. Wenn Sie dann nicht schnell genug waren, dann wären Sie sicherlich froh, hätten Sie einfach nur Wassergeld gehabt. Wassergeld, das richtig funktioniert, das fliesst und nicht platzt, denn Geld muss fliessen und wenn es sich staut, dann muss es langsam versickern und verdunsten.
Geld muss fliessen und die Menge des Geldes muss der realen Wirtschaftskraft entsprechen. Es muss entstehen und vergehen können, so wie diese wächst oder sich reduziert. Nicht mehr und nicht weniger. Und das kann funktionieren. Aber nicht mit der privaten Wachstumsgier unserer Banken. Alle durch sie und ihre Finanzindustrie verursachten Klumpungen, Aufblähungen, Verknotungen, Wucherungen und Stauungen des Geldes sind eigentlich nur Fehlgeburten menschlicher Cleverness, entstanden in kalten Köpfen ohne warme Herzen. Sie verhindern nicht nur gesundes Wachstum, dort wo dieses angebracht ist, sondern auch vernünftige Reifung und Begrenzung, dort wo jene angebracht wären. Aber dafür braucht man ein neues Geld über das nicht diese Banken herrschen. Man könnte es auch Vollgeld nennen, vollwertiges Geld, ohne platzende Nullen. Wenn Sie danach suchen, werden Sie es finden.

Hendrik Barth

1 Kommentar: