Freitag, 22. Juli 2011

Hellseher oder Expertenmeinungen und -prognosen sind verlässlich

Es ist doch erstaunlich, dass nicht ausschließlich die nette kartenlegende Dame auf meinen hinteren privaten Fernsehkanälen in die Zukunft schauen kann sondern auch Politiker und natürlich Banker. Wie oft hat jeder von uns schon gehört: dieses Produkt wird sich bestimmt positiv entwickeln, die Wirtschaft wird um mindestens x-Prozent steigen, der DAX/ Dow Jones … wir Ende des Jahres bei mindestens X Punkten sein und somit um X Prozent gestiegen sein. Zu beachten ist jedoch, dass Banker ausschließlich steigende Kurse vorhersagen können. Mir wurden bisher zumindest von keinem Banker fallende Kurse prognostiziert.
Nun aber Spaß beiseite. Können Banker und Analysten wirklich in die Zukunft sehen? Nein, natürlich nicht. Jedoch glauben anscheinend immer noch ein Großteil der Banker selbst und leider auch Bankkunden, dass diese es können. Hier habe ich ein paar herausragende Beispiele zusammengetragen in wieweit absolute und Hochbezahlte Experten in die Zukunft schauen können. Am besten verlieren Sie bitte Ihren Humor nicht und nehmen Sie zukünftig Aussagen von Politikern und Bankern mit Humor und auf keinen Fall ernst.
Viel Spaß beim „Best of“ der Banker, Politiker und sonstiger Dummschwätzer die sich als hellseherische Experten darstellen.
 „Ich forme diese Industrie... In 12 bis 18 Monaten wird man auf die jetzigen Kurse der Telekomtitel blicken und sich wünschen, man hätte diese Aktien seinerzeit gekauft.“
Jack Grubman, ehemaliger Staranalyst von Salomon Smith Barney, Tochter der US-Bank Citigroup, im März 2001 zu Telekommunikationsaktien.
Heute notiert die niederländische KPN 25 Prozent, Vodafone ungefähr 40 Prozent und die Deutsche Telekom etwa 60 Prozent niedriger als damals .
 „Comroad hat das Potenzial, einer der leuchtendsten Sterne in der sich schnell entwickelnden Telematikwelt zu sein.“
Analysten der niederländischen Bank ABN Amro nach dem Höhepunkt der Dot-Com- Blase im November 2000 über die Zukunft von Comroad. Kurze Zeit später war das Unternehmen pleite .
 „Auf mittlere Sicht dürften die Preise unter 300 Dollar je Unze fallen .
Die Weltbank im September 2003 zur Entwicklung des Goldpreises. Heute kostet die Unze Gold rund 1.500 Dollar pro Unze – also fünfmal so viel.
 "Im November oder spätestens im März nächsten Jahres sollte das Vertrauen zurück sein. Bis dahin sind die Quartals- und Jahresabschlüsse von 2007 veröffentlicht. Dann sollte die Krise ausgestanden sein.“
Klaus-Peter Müller, Ex-Commerzbank-Chef im Oktober 2007 über die Dauer der Finanzkrise .
 "Die Finanzkrise wird aus heutiger Sicht keine großen Auswirkungen auf die Struktur der privaten Banken in Deutschland haben."
Frank Mattern, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung McKinsey im Dezember 2007 .
 "Aus der Finanzkrise ergeben sich keine unmittelbaren Risiken für die Haushaltsplanung. Die Bundesregierung behält daher das Ziel bei, möglichst 2011 einen Haushalt ohne Neuverschuldung vorzulegen."
Peer Steinbrück; Bundesfinanzminister; Oktober 2008 .

 Im Jahresbericht, der im November 2007 veröffentlicht wurde, gehen die “Wirtschaftsweisen” Deutschlands in ihrem Gutachten davon aus, dass eine Rezession nicht droht . Der Großteil dieser so genannten Experten wurde von der Finanzkrise schlicht und einfach überrollt. So weise sind diese Weisen wohl dann doch nicht!
 Die Bundesregierung ging im Mai 2008 von einem Wachstum von 1,2 Prozent für 2009 aus . Die Bundesbank sagte im Juli 2008 ein Wachstum von 1,5 Prozent für 2009 voraus . Der damalige Wirtschaftsminister Glos ging im Januar 2008 von knapp unter zwei Prozent Wachstum für 2009 aus . Heute ist bekannt, dass alle diese Prognosen falsch waren. 2009 bescherte der deutschen Wirtschaft ein Minus von ungefähr 5 Prozent .
 Verheerend sind auch die Prognosen folgender Experten. Die Zeitung Welt stellte im Sommer 2008 die Frage wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist. Hier die Antworten:
• Michael Bräuninger vom Hamburger Forschungsinstitut HWWI rechnet mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent.
• Kai Carstensen, Ifo: <10 Prozent
• Stefan Kooths, DIW: 15 Prozent
• Joachim Scheide, IfW: 20 Prozent
• Jörg Krämer, Commerzbank: 20 Prozent
• Rolf Schneider, Dresdner Bank: 25 Prozent
• Jürgen Michels, Citigroup: 33 Prozent

Der weltweite Handel ist 2009 so stark eingebrochen wie seit 1945 nicht mehr.
Laut WTO ging der Austausch von Waren und Dienstleistungen um 12 Prozent zurück .
Interessant ist auch was die Autoren des Buches ‚Lexikon der Finanzirrtümer‘ zum Thema Zinsprognosen aufgedeckt haben.Laut einer Studie der Hertie-Stiftung zur Vorhersage zur Rendite zehnjähriger Bundesanleihen waren von 425 Vorhersagen von 30 Banken 57 Prozent falsch.
Folglich ist es sinnvoller eine Münze zu werfen – hier ist die Chance statistisch gehen fifty : fifty .

Wie Sie sehen kann niemand in die Zukunft sehen – weder ein Banker noch Politiker noch die nette Dame, die die Karten legt. Geben Sie nichts auf die Aussagen von Bankern, Politikern und Analysten sondern auf Ihren gesunden Menschenverstand – damit werden Sie bestimmt besser fahren!

Matthias Weik

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen