Montag, 25. Juli 2011

Parallelen Staatsbankrott Argentinien 2001 zum Scheitern der EU 2011 und des Gemeinschaftsgeldes EURO

Argentinien war schon immer eines meiner Traumdestinationen.
Im Jahr 2001 verwirklichte ich mir meinen Traum und machte mich auf den Weg um dort zu arbeiten. Mein Gehalt wurde in US-Dollar ausbezahlt. Dies ermöglichte mir einen angenehmen Lebensstil in Buenos Aires. Die Sonne schien, es gab alles zu kaufen und die Stadt ist atemberaubend schön. Nicht ohne Grund nennt man Buenos Aires das Paris Südamerikas.
Aber dies war alles nur Fassade, die im Laufe des Jahres immer mehr zu Bröckeln begann. Ich wurde Zeuge eines historischen Umbruchs. Ich wurde Zeuge eines Staatsbankrottes. Dieses Erlebnis veränderte mein ganzes Leben. An alles, an was ich zuvor geglaubt habe konnte ich nicht mehr glauben.

Zu meinem Entsetzen sehe ich 10 Jahre später in Europa erschreckende Parallelen zu meinen damaligen Erlebnissen.
Genauso wie die Mitgliedsländer der EU hat auch Argentinien seine Zinspolitik aufgegeben und den Peso an den Dollar gekoppelt. Jahrelang lebten ebenfalls die Argentinier enorm über ihre Verhältnisse. Durch die Bindung an den Dollar hatte Argentinien eine negative Handelsbilanz und eine daraus resultierende stark steigende Staatsverschuldung vorzuweisen.
Die Inflation war absurd hoch. Im Laufe der Zeit verteuerten sich alle Güter immens.
Beispielweise kostete ein Joghurt bei meiner Ankunft ca. 2 Dollar. Was an sich schon teuer war. Nur drei Monate später waren es schon 2,50 Dollar und wiederum ein Monat später schon 3,20 Dollar. Telefonieren war purer Luxus. Meine Telefonkosten beliefen sich auf über 1000 Euro pro Monat. Mir blieb bei meiner ersten Rechnung beinahe das Herz stehen. Ich war davon überzeugt, dass es sich bei der Rechnung um einen Irrtum handelte – dies war jedoch nicht der Fall. Argentinien hatte zeitweise die höchsten Telefongebühren der Welt. Die Inflation war enorm. Die Preise stiegen täglich.
Auch Argentinien hat der IWF versucht zu helfen – ohne Erfolg. Ganz im Gegenteil, die Lage wurde verschlimbessert.

Die Beschwichtigungen, des unglücklich agierenden Präsidenten De la Rua wurden immer häufiger und verzweifelter. Spätestens im Herbst war vielen klar das Argentinien hoffnungslos verschuldet war. Ähnliche Beteuerungen sehe ich momentan von einem Herrn Trichet, Barosso, Schäuble und Juncker.
Auf Grund der zunehmenden Kapitalflucht, sah sich die Regierung gezwungen sämtliche Bankguthaben einzufrieren (Coralito) und die Banken zeitweise zu schließen. Als ich an jenem Morgen aufwachte, waren alle Banken geschlossen und die Bankautomaten funktionierten nicht mehr. Die Leute waren außer sich.
Es durften nur noch 250 Peso pro Konto und Woche abgehoben werden. Die Währung wurde über Nacht abgewertet und alle Dollarguthaben wurden in Pesos umgewandelt. Jeder Bürger war über Nacht ärmer geworden. Viele aus der Ober- und Mittelschicht verloren viel bis zu teilweise fast alles. Die Wut war enorm und absolut verständlich. Der Staat hatte seine eignen Bürger in einer Nacht und Nebelaktion beraubt.

Die Folge waren starke soziale Unruhen, Plünderungen und die Kriminalität stieg immens. 
Der Peso verlor weiter drastisch an Wert und die Immobilienpreise fielen stark (bis zu 90%!).
Die Lage spitzte sich weiter dramatisch zu. Es gab viele Tote und Verletzte bei den Demonstrationen und schließlich musste Präsident De la Rua film reif im Helikopter vor dem wütenden Mob aus dem Präsidentenpalast flüchten. Anschließend wurde ein trauriger Rekord aufgestellt und es gab Innerhalb von 10 Tagen fünf Präsidenten.

Auf den Straßen herrschte pure Anarchie. Die Stadt war nicht mehr sicher. Die Menschen hatten viel oder sogar alles verloren. Die, die nun nichts mehr zu verlieren hatten ließen ihrer Not, Wut und Verzweiflung freien Lauf. Geschäfte brannten oder wurden geplündert, Menschen überfallen und in Häuser eingebrochen. Die Kriminalität war allgegenwärtig. Die Polizei war maßlos überfordert und teilweise selber ein Teil der Kriminalität.
Ich selber wurde zweimal überfallen und dabei sogar mit einer Waffe bedroht. Auch Handgeld an Polizisten zu bezahlen war Gang und Gebe. Ich wollte nur noch raus aus Argentinien. Ich war froh als ich aus dem Land war. Den Glauben an den Kapitalismus, an Papierwerte sowie an ungedecktes Geld hatte ich in Argentinien zurückgelassen. Ich fing an mich kritisch mit dem System auseinanderzusetzen und Lösungen zur Vermögenssicherung zu finden.

Fazit:
Es war der bislang größte Staatsbankrott eines souveränen Staates in der neuern Zeit.
Staatsanleihen im Wert von über 140 Milliarden Dollar wurden wertlos, ein großer Teil davon kam von Privatgläubigern, auch aus Europa und vor allem aus Deutschland. Die deutschen Bankberater empfahlen ihren Kunden die hochverzinsten Papiere, mit dem Hinweis: „Ein Staat, der kann doch gar nicht Pleite gehen.“ Pustekuchen! Kann er doch!
Der Peso verlor 75% an Wert, Immobilien bis zu 90%!
Die Banken wurden immer wieder geschlossen. Eine komplette Mittelschicht war von heut auf morgen verarmt. Die Armutsrate stieg auf unglaubliche 57% und die Arbeitslosenquote überstieg die 20%.
Das BIP verlor (offiziell) 2001 4,4% und 2002 knappe 11%. Die Inflation war bei 26%!
Innerhalb weniger Tage bildeten sich neue wirtschaftliche Strukturen. Tauschhandel und Regionalwährungen halfen vielen Argentiniern die Misere zu überstehen.
Übrigens: Die deutschen Gläubiger warten bis heute auf ihr Geld.
Und der nächste argentinische Staatsbankrott ist so sicher wie das Amen in der Kirche!
Die EU und der EURO sind gescheitert! Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Erst Island, dann Griechenland, Irland, Portugal. Bald Belgien, Spanien, Italien......

Marc Friedrich

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